Faszinierende Leidenschaft
Rudolf Buchbinder begeisterte in Villach.
Ein Carinthischer Sommer ohne Rudolf Buchbinder ist schwer vorstellbar. Unvorstellbar ist Buchbinder ohne Beethoven. Obwohl der große Pianist ein breites Repertoire pflegt, so ist er doch mit Ludwig van Beethoven untrennbar verbunden. Darum ist erfreulich, wenn Buchbinder die schon viele Male gehörten Klaviersonaten wieder ins Programm nimmt. Denn sein Spiel hört sich so an, als wären die Stücke gerade erst komponiert worden. Erklärung Buchbinders: „Beethoven ist nie fad, man entdeckt immer Neues“. Was zu beweisen war an der „Grande Sonate Pathétique“, der „Waldstein-Sonate“und der „Appassionata“genannten Klaviersonate. Gespielt gleichsam in einem „Stück“, ohne Pause. Vom Publikum mit großer Konzentration mitgetragen, ohne die üblichen Räusperer.
Buchbinders packendes Spiel faszinierte vom lang liegenden Anfangsakkord der „Pathétique“bis zum letzten hingehauchten Ton der Zugaben. Und es war wohl nicht nur die oft bewunderte Virtuosität, welche einen in Bann schlug, sondern die gesangliche Gestaltung von einzelnen Passagen, die Zartheit, in der sich Heiterkeit und Melancholie romantisch verbrämt mischten. Schließlich war mit der Appassionata zu erleben, wie Leidenschaft, wenn sie sich nicht ungezügelt ergießt, sondern in Form gebracht wird, glühend und „feuertrunken“über ein obsessives Klopfmotiv entfalten kann. Das Publikum bedankte sich mit jubelndem Applaus.