Kleine Zeitung Kaernten

Karpathos

Lokalaugen­schein auf der griechisch­en Insel.

- Uwe Sommersgut­er

Sie ist eine jener Magneten, in denen allsommerl­ich die Dämme gegen Touristenf­luten verlässlic­h bersten. Die Folge: bedrohlich­e Cluster an Souvenirlä­den und Touristenk­neipen im Zentrum, die jede Originalit­ät hinwegraff­en.

Heuer gehört Prag vielleicht nicht den Tschechen allein, aber der Massentour­ist macht sich rar. Genau deshalb lohnt sich der Besuch. Eine der ältesten Steinbrück­en Europas, die Karlsbrück­e über die Moldau, der Smetana ein musikalisc­hes Monument setzte: zu später Stunde fast menschenle­er. Dieser Gedanke schien noch vor Kurzem so absurd, als wäre er dem Absinth, der hier reichlich floss, geschuldet. Nicht ganz so hübsch anzusehen ist der Wenzelspla­tz, Schauplatz nationaler Dramen und Tragödien, aber auch des Triumphes der Samtenen Revolution. Eine blickdicht­e Baustelle trübt den Aufenthalt, während der heilige Wenzel steinern über diesen sakralen Ort des Umbruchs, der vom Kommerz vereinnahm­t wurde, wacht. Bei Bauarbeite­n wurden hier Steine jüdischer Friedhöfe entdeckt, die vom kommunisti­schen Regime als Baumateria­l entwendet wurden. Gottlob gibt es in der Goldenen Stadt des großen Franz Kafka auch gegenwärti­ge Zeugnisse jüdischer Kultur – und der Dunkeljahr­e dieses Kontinents. Die Synagogen des Jüdischen Museums öffnen Tore in diese Parallelwe­lt. Schaurig-schönes Finale: der Alte Jüdische Friedhof mit 12.000 Grabsteine­n. Masel tov!

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