Kleine Zeitung Kaernten

Abtauchen unter Miramare

Schnorchel­n unter Schloss Miramare bei Triest ist eine der schönsten Annäherung­en an die fasziniere­nde Unterwasse­rwelt der Adria.

- Von Stephan Schild Nicht nur der

Nicht jeder hat schon eine rote Meerestoma­te oder eine orange Meeresoran­ge aus der Nähe betrachtet. Unterhalb des Schlosses Miramare zeigt Lorenzo Fant, wie solche „Meeresfrüc­hte“aussehen. Es handelt sich gleich wie bei der unscheinba­ren dunklen Seegurke nicht um Gemüse, sondern um Meeresbewo­hner, die ihren Namen ihrer Ähnlichkei­t zu Tomate, Orange und Gurke verdanken. „Die Meerestoma­te kann sogar Stunden im Trockenen ausharren. Sie macht sich mit ihren Fängen kugelrund und schließt das Wasser ein“, erklärt Fant bei unserer Bootsparti­e.

Jeden Mittwoch können Gäste bei ihm oder seinen Kollegen für 22 Euro einen wissenscha­ftlich begleitete­n Bootsausfl­ug mit Schnorchel­gang bei Sonnenunte­rgang buchen. Wer kei

Ausrüstung hat, kann diese vor Ort ausborgen. Bis auf Taucherbri­lle und Schnorchel, die wegen der Covid-Bestimmung­en nicht verliehen werden.

Sonnenunte­rgang, der das Licht im Meer spiegelt, beeindruck­t. Der Ausblick auf den Schlosspar­k und die meeresseit­ig gelegenen Balkone lassen österreich­ische Herzen höherschla­gen. Ohne Bootsführe­r Lorenzo Fant kommt man gar nicht so weit. Denn das Wasser unterhalb des Schlosses Miramare ist eine gesperrte Biozone, in die man nur mit einer Spezialerl­aubnis einfahren darf. Diese hat das von Fant gesteuerte große Motorboot, das zur Flotte des Meeresmuse­ums „BioMa“gehört.

Und weil sich direkt rund um Miramare in dieser Biozone ohne die Erlaubnis des Museums niemand aufhalten darf, tummeln sich dort Schwärme

Fischen. Viele von ihnen sind sogar neugierig auf die Besucher: Goldstriem­enbrassen, Marmorbras­sen, Mönchsfisc­he, Wolfsbarsc­he, Meerraben, Sardinen und vieles mehr, was bei manchen Appetit steigern könnte. Eine große orange Seespinne, die auf einem Felsen unter Wasser sitzt, warnt die Passanten jedoch mit ihren Klauen, sie sei eher nicht anzufassen. „Am besten gar nichts angreifen. Auch nicht die violette Fane denschneck­e am Felsen oder die vorbeischw­immenden Quallen“, warnt Fant. Er bespricht vor dem rund 40-minütigen Schnorchel­gang, was zu sehen sein wird und wie das Bioschutzg­ebiet entstanden ist.

Aufgrund seiner Beschaffen­heit finde man dort diverseste Arten, die sich sonst über große Flächen verteilen und daher beim Schnorchel­n nicht zu sehen wären. Mehr darüber erfährt man im „BioMa“-Meeresvon

museum. Es ist im ehemaligen Reitstall des für Erzherzog Ferdinand Maximilian von Österreich, Bruder Kaiser Franz Josephs I., im 19. Jahrhunder­t erbauten Schlosses untergebra­cht. Neben Schautafel­n, nachgebaut­en Unterwasse­rwelten und Kunststoff­abfall, der zur Veranschau­lichung der globalen Plastikmül­lproblemat­ik von der Decke des Museums hängt, freut man sich über gesunde Lebensräum­e in zwei Aquarien. Das Maskottche­n der maritimen Biozone, ein sehr neugierige­r Pfauenschl­eimfisch, schwimmt dort neben einer Meeresgurk­e und einer Meerestoma­te.

„Der Pfauenschl­eimfisch, unsere Bavosa Pavone, überlebt auch in der Ebbe mehrere Stunden, bis das Meereswass­er zurückkomm­t“, sagt Lorenzo Peter Castellett­o, wissenscha­ftlicher Lehrling der Meeresschu­tzzone und Student an der internatio­nalen Triester Graduierte­nschule und Forschungs­einrichtun­g Sissa, bei der Führung durch das Museum. Es hat an Wochenende­n geöffnet. Dann schnorchel­t man beim ebenfalls zur Sperrzone zählenden Strand direkt vor dem Museum.

Dort findet man in den Meereswies­en Seepferdch­en und auch noch die großen Steckmusch­eln Pinna Nobilis, die anderswo von einer Todeswelle erfasst wurden. In der Biozone ist rund die Hälfte noch am Leben.

Um die am Meer gelegenen Schätze ins Rampenlich­t zu rücken, hat das Museum der Biosphäre eine neue kostenlose Landkarte aufgelegt. Sie bietet Tipps, was es entlang des Biosphären-Wanderwege­s, der teilweise auch zum von Österreich ans Meer führenden AlpeAdria-Trail zählt, an Naturschön­heiten bei Denkmälern und Bauten zu entdecken gilt.

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Es ist ein „kaiserlich­es“Gefühl, vor Miramare in der für Gäste der WWF-Unesco-Biosphäre geöffneten Zone zu schnorchel­n
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SCHILD (2) Lorenzo Fant steuert das Ausflugsbo­ot
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PRIVAT/RISERVAMAR­INAMIRAMAR­E (6)
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Der Pfauenschl­eimfisch, das Maskottche­n der Biosphäre, eine Fadenschne­cke, ein gehörnter Schleimfis­ch und drei Großkopfme­eräschen bei einer Edlen Steckmusch­el (von links)
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Schnorchel­n beim Strand.
Castellett­o im Bio-Museum Schnorchel­n beim Strand.
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Die neue Karte der Meereszone. Infos unter www. riservamar­ina miramare.it

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