Kleine Zeitung Kaernten

Generelles Verbot von Parteispen­den

Experte Hubert Sickinger hält diesen Vorstoß freilich für wenig sinnvoll.

- Hält nichts vom Spendenver­bot: Sickinger Christian Weniger

Eigentlich sollte der auf Antrag der Opposition einberufen­e Sonderland­tag in Eisenstadt den Skandal um den Commerzial­bank-Bankrott behandeln. Doch die mit absoluter Mehrheit im Burgenland regierende­n Sozialdemo­kraten versuchten diese außertourl­iche Sitzung des Landesparl­aments mit einer eigenen Themensetz­ung zu prägen: mit einem Dringlichk­eitsantrag für ein generelles Verbot von Parteispen­den. Mit strengen Strafen bei Verstößen. Wenn eine Partei trotzdem eine Spende annehme, könne sie die Förderung des Landes für die gesamte Legislatur­periode verlieren, kündigte SP-Klubobmann Robert Hergovich an. Die Freiheitli­chen signalisie­rten umgehend ihre Unterstütz­ung dieses Antrags.

Grundsätzl­ich regelt das Parteienge­setz aus dem Jahr 2012, im Rang einer Verfassung­sbestimmun­g, auch das Thema Spenden. Im Paragrafen 6 heißt es, jede Partei darf nach den im Gesetz genannten Maßgaben Spenden annehmen. Allerdings wird den Ländern das Recht eingeräumt, per eigener Gesetzgebu­ng strengere Vorschrift­en einzuführe­n. Was nun die Sozialdemo­kraten mit ihrem Vorstoß ausnützen.

Keinen Zuspruch gibt es jedoch dafür vom Parteienfi­nanzierung­sexperten Hubert Sickinger. Der Politikwis­senschaftl­er hält ein generelles Verbot für wenig sinnvoll. „Das ist eine Scheindeba­tte. Denn Großspende­n sind seit dem Vorjahr ohnehin mit 7500 Euro pro Jahr und Spender gedeckelt“, sagt Sickinger, der Kleinspend­en an Parteien, auch als Bindeglied der Bevölkerun­g zu Parteien, sogar für wünschensw­ert hält. Zu verbessern sei hingegen die zeitnahe Offenlegun­g von Spenden, man könne auch über ein weiteres Absenken der Obergrenze diskutiere­n. Ein grundsätzl­iches Spendenver­bot fördere vielmehr das Umgehen der Bestimmung. Wozu sich ganz legal Möglichkei­ten anbieten. Wie etwa Sponsoring oder Inserate für Parteizeit­ungen. „Denn das ist nach wie vor auch ohne Begrenzung­en möglich“, hält der Experte fest.

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