Kleine Zeitung Kaernten

Zersiedelt­e Regionen und ihre Probleme

Ziviltechn­iker fordern in Kärnten Umsetzung eines neuen Raumordnun­gsgesetzes, das die Zersiedelu­ng stoppen soll.

- Astrid Jäger

Das Häuschen im Grünen, vereinzelt­e Siedlungen am Rand von kleinen Gemeinden und die sogenannte­n Speckgürte­l in den größeren Städten: Auch in Kärnten gibt es eine ganze Reihe von „zersiedelt­en Regionen“, die Raumplanun­g liegt in vielen Gemeinden im Argen. Das Problem der Zersiedelu­ng: „Sie kostet viel Geld“, sagt Barbara FredianiGa­sser, Architekti­n und Vizepräsid­entin der Kammer für Ziviltechn­iker in der Steiermark und Kärnten. Steuergeld, das vor allem für zusätzlich­e Infrastruk­tur benötigt wird. Kanal, Leitungen und Straßen müssen gebaut werden. Das Häuschen im Grünen kostet damit ein Vielfaches von dem, was ein Haus im Ortskern kostet. „Zersiedelu­ng bedeutet ja auch deutlich mehr Verkehr“, zeigt Frediani-Gasser auf. Denn nicht jede Siedlung sei mit einem öffentlich­en Verkehrsmi­ttel erreichbar.

„Wenn wir in abgelegene­n Gebieten weiter in der Geschwindi­gkeit bauen, wie es aktuell der Fall ist, und damit die Zersiedelu­ng immer weiter voranschre­itet, beschneide­n wir uns selbst in unseren Ressourcen. Wir brauchen Leitlinien, wie wir mit unserem Grünraum umgehen“, sagt Frediani-Gasser. Da gehe es beispielsw­eise unter anderem um zusammennu­ngstechnis­ch

Zersiedelu­ng kostet Geld und bedeutet deutlich mehr Verkehr. Wir müssen die Ortskerne stärken.

landwirtsc­haftliche Flächen, die für die Bauern enorm wichtig seien. Lebensräum­e nach innen bringen, dort wohnen, wo das Zentrum ist, und die Ortskerne stärken – das seien Ziele, die es im Rahmen der Raumordnun­g zu erreichen gelte. Das Problem: „Bei den Zielen sind sich alle einig. Oft ist aber der wirtschaft­liche Druck groß. Und wenn jemand zum Bürgermeis­ter einer Gemeinde kommt und sagt, ich baue eine Produktion­shalle auf die grüne Wiese und beschäftig­e in der Folge 20 Leute, dann tut sich der Bürgermeis­ter schwer, Nein zu sagen“, weiß Frediani-Gasser.

Deshalb brauche es ein entspreche­ndes Raumordnun­gsgesetz, welches das Instrument dafür liefere, die Ziele umzusetzen. Und genau da hakt es aktuell in Kärnten. Zwar wurden erst kürzlich in der Regierungs

Barbara Frediani-Gasser

sitzung die mit der Kammer für Ziviltechn­iker gemeinsam ausgearbei­teten „baukulture­llen Leitlinien“des Landes beschlosse­n. Das neue Raumordnun­gsgesetz, über welches schon seit mehreren Jahren diskutiert wird, lässt aber weiter auf sich warten. „Die Leitlinien alleine werden uns raumordhän­gende nicht retten. Es ist dringend notwendig, dass man der Zersiedlun­g politisch den Kampf ansagt“, kritisiert Team-Kärnten-Chef Gerhard Köfer und unterstütz­t damit die Forderung der Ziviltechn­iker, das Raumordnun­gsgesetz so rasch wie möglich zu beschließe­n.

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ADOBE STOCK (3) Einzelne abgelegene Siedlungen am Ortsrand erfordern höhere Investitio­nen in die Infrastruk­tur. Ziel ist es daher, Stadtkerne zu stärken
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