Sonnen und Baden seit Kaiserszeiten
Vor über 100 Jahren wurden die Weichen für das heutige Klagenfurter Strandbad gestellt. Der damalige Bürgermeister erntete dafür nicht viel Zuspruch.
An Spitzentagen zieht das Klagenfurter Strandbad Tausende Besucher an. Was viele Sonnenhungrige und Badenden nicht wissen: Die Weichen für eines der größten Seebäder Europas wurden bereits vor über 100 Jahren gestellt. Ab dem Jahr 1891 konnte
von der Innenstadt mit der Straßenbahn bis zum See fahren. Gustav Ritter von Metnitz, der von 1909 bis 1915 Klagenfurter Bürgermeister war, setzte den Ankauf der Wörtherseegründe durch. „Dafür wurde er damals angefeindet und wird heute geschätzt“, sagt Heimo Kramer, Experte für Wörthersee-Architektur.
Seit 1912 ist die Ostbucht im Besitz der Stadtgemeinde Klagenfurt, gehörte aber bis 1938 noch zur Gemeinde Krumpendorf. „Hätte Gustav Ritter von Mettnitz den Ankauf nicht durchgesetzt, gäbe es heute den großen öffentlich zugänglichen Bereich wahrscheinlich nicht“, sagt Architekt Harald Weber, der stellvertretender Vorsitzenman der des Vereins Architekturhaus Kärnten ist. Mit seinem Büro Spado hat er sich intensiv mit dem Strandbad und seiner baulichen Geschichte auseinandergesetzt. Denn Spado Architects hat gemeinsam mit dem Architekten Ernst Roth den preisgekrönten KabinentraktBau im Strandbad geplant. Die Erweiterung und Erneuerung des Kabinentrakts 2017 nimmt Bezug auf die Eingangs- und Nebengebäude aus dem Jahr 1927.
Mit der Ostbucht befasste sich vor Jahren Eberhard Kraigher, ehemaliger Leiter der Klagenfurter Stadtplanung. Diese Arbeit, die Kraigher mittlerweile dem Architekturhaus zur Verfügung gestellt hat und die in
eine Ausstellung zum „Ungebauten Klagenfurt“einfloss, war auch Basis für Kramers weitere Nachforschungen zu diesem Thema.
Für die städtischen Wörtherseegründe waren in den 1910er-Jahren unter anderem ein Schifffahrtslandungsplatz, eine Promenade, ein Eislaufplatz, Spielflächen, ein Strandbadrestaurant, ein Kaffeehaus, Parkanlagen, Villen und Prachtallee geplant. Gebaut wurden die Landungsbrücke für die Schifffahrt (1920), ein Fußballplatz und eine Trabrennbahn (1923), auf der Pferde und Motorradrennen stattfanden. Für das Strandbad schrieb die Stadt einen Architektur-Wettbewerb aus, den die oberösterreichischen Architekten Koppelhuber und Theer gewannen. In den Jahren 1927 bis 1929 wurde von Baumeister Madile das Strandbad erbaut. Das Siegerprojekt war ursprünglich deutlich größer konzipiert. Ein Teil wurde nicht umgesetzt.
In den 1930er-Jahren hätte in der Ostbucht eine Villen-Kolonie entstehen sollen. Einen entsprechenden Bebauungsplan gab es zwar, doch aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Lage wurde das Projekt schließlich verworfen. Ebenfalls nicht umgesetzt wurde das 1948 vom Klagenfurter Architekten Mohr entwickelte Projekt „Klein-Venedig“. Kanäle hätten die Gründe am See durchziehen sollen und jede Villa wäre mit dem Wörthersee verbunden gewesen. Mehrere Brücken hätten das Überqueren der Wasserstraßen ermöglicht.
Experten wie Heimo Kramer beurteilen es aus heutiger Sicht als durchaus positiv, dass einige Projekte nicht verwirklicht wurden. Denn dadurch blieb der Platz für öffentliche Einrichtungen wie Minimundus, das 1959 eröffnete wurde, und den Europapark (1965) erhalten.
Damals wurde Bürgermeister Gustav Ritter von Metnitz für den Ankauf der Wörtherseegründe angefeindet.
Heimo Kramer,
Architekt