Serientäter lebte unauffällig
Heute Prozessbeginn: Mann steht wegen jahrelanger Vergewaltigungsserie vor einer Disco vor Gericht.
Die Frauen sind zwischen 20 und 30 Jahre alt. Eine einzige Nacht hat ihr Leben schlagartig verändert: Sie wurden Opfer eines Serienvergewaltigers. Der Mann muss sich am heutigen Donnerstag am Landesgericht verantworten: Laut Anklage hat er zwischen 2015 und 2019 zehn Frauen in Klagenfurt vergewaltigt. Die meisten von ihnen waren Besucherinnen der Großdiskothek Bollwerk am Klagenfurter Südring. Er hat die Frauen vor der Disco oder auf dem Heimweg abgepasst, viele der Opfer zerrte er in ein Maisfeld nahe der Disco, steht in der Anklage.
Anwältin Tanja Gewolf-Mulley vertritt fünf der Opfer, die vor Gericht aussagen sollen. „Die Spätfolgen so einer Tat sind jetzt noch nicht abzuschätzen“, sagt sie. Gewolf-Mulley ist regelmäßig als Opfer-Anwältin tätig und weiß: „Viele Frauen müssen nach einem derartigen Übergriff ihre Ausbildung oder ihre berufliche Laufbahn unterbrechen, weil sie so traumatisiert sind.“Gewolf-Mulley wird auch Schmerzensgeld und Schadenersatz fordern. „Denn wenn das Strafverfahren endet, ist das Trauma der Opfer nicht vorbei. Sie brauchen oft jahrelange Therapien – allein dafür ist die Entschädigung wichtig.“
Der Angeklagte stammt von einer Insel im Indischen Ozean, er führte vor seiner Verhaftung ein unauffälliges Leben in Klagenfurt ohne Vorstrafen und mit Job. „Bekannte des Mannes können sich nicht vorstellen, dass er das gemacht hat“, sagt sein Anwalt Hans Gradischnig:
Auf Vergewaltigung stehen bis zu zehn Jahre Haft. Das Gericht hat jedoch ein psychiatrisches Gutachten eingeholt, um zu klären, ob bei den Opfern schwere Körperverletzung vorliegt. „Auch die psychischen Folgen können einer schweren Körperverletzung gleichzusetzen sein“, so Gewolf-Mulley. Dadurch würde sich der Strafrahmen auf 15 Jahre erhöhen. Es gilt die Unschuldsvermutung.