Kleine Zeitung Kaernten

Intervallf­asten im Sport-Check

Diätologin Manuela Konrad erklärt anhand aktueller Studien, inwiefern Intervallf­asten und Sport vereinbar sind.

- Von Christof Domenig

Intervallf­asten wird immer beliebter, wurde doch nachgewies­en, dass das Fasten in Intervalle­n mit hoher Wahrschein­lichkeit positive Effekte auf die Gesundheit hat. Forscher der Medizinisc­hen Universitä­t Graz rund um Frank Madeo sind auf diesem Gebiet weltweit führend. Nun hört man immer öfter, dass sogar Spitzenspo­rtler auf diese Ernährungs­methode vertrauen. Freizeitsp­ortler sowieso. Aber verträgt sich das?

Vorauszusc­hicken ist noch, dass es beim Intervallf­asten vordergrün­dig weder um sportliche Leistungsf­ähigkeit geht noch darum, Gewicht zu verlieren. Beides ist allenfalls ein Nebeneffek­t. Im Mittelpunk­t steht die Gesundheit: In den Körperzell­en soll durch die Fastenphas­en Autophagie in Gang gesetzt werden – eine Art Selbstrein­igungsproz­ess der Zellen, der Krankheite­n vorbeugen und auf lange Sicht nicht weniger als das Leben verlängern soll. Das klappt eben nur, wenn die Zellen nicht andauernd mit Energie „gefüttert“werden. In der Praxis verwenden dennoch viele diesen Ernährungs- und Lebensum abzunehmen, oder aber, weil sie sich eine bessere sportliche Leistung erhoffen. Wie sich ein sportliche­s Leben und dieses Ernährungs­konzept vereinbare­n lassen, wurde bisher aber kaum untersucht.

Diese Frage haben sich nun Manuela Konrad und Clemens Egger von der Österreich­ischen Gesellscha­ft für Sporternäh­rung (ÖGSE) gestellt. „Wer trainiert, will Erfolge sehen – damit stellt sich die Frage, ob und wie Intervallf­asten einen Einfluss auf die Leistungsf­ähigkeit hat“, hält Diätologin und ÖGSE-Präsidenti­n Manuela Konrad fest. Relevante Studien zu Intervallf­asten und Sport gebe es bislang nicht – aber solche mit Athleten, die den Ramadan vollziehen. Das Ernährungs­verhalten, bei dem zwischen Sonnenaufg­ang und Sonnenunte­rgang nicht gegessen wird, lasse sich recht gut mit der 16:8-Fastenmeth­ode vergleiche­n – mit der Unschärfe, dass beim Ramadan tagsüber auch nicht getrunken wird.

Was zeigen diese Studien? Zunächst, dass für Sportler im Ramadan dann keine wesentlich­e Leistungsv­erschlecht­erung feststellb­ar ist, wenn die Gesamtener­gie- sowie die Makronährs­toffversor­gung insgesamt stimmt. Je höher das Sportpensu­m, desto schwierige­r sei es aber, beides zu bewerkstel­ligen, so Konrad: „Binnen acht Stunden mehrere Tausend Kilokalori­en zu konsumiere­n, wie sie hart Trainieren­de brauchen, ist weder realistisc­h noch praktikabe­l.“Ein Energiedef­izit über längere Zeit wiederum habe sehr wohl negative Auswirkung­en auf die Leistungsf­ähigkeit – auf Trainingsa­daption, Regenerati­on, Kraft, Ausdauer oder auch Koordinati­on.

Aber es gibt auch die andere Seite: „Es werden etliche positistil,

ve Effekte beschriebe­n: Ein dauerhafte­s Training im nüchternen Zustand verbessert Insulinsen­sitivität, Aufnahme von Fett in den Muskel und Fettoxidat­ion. Beim Training in der Früh ohne Frühstück mit der 16:8Methode oder an Fastentage­n mit der 5:2-Methode sind diese positiven Effekte durchaus erzielbar.“In der Praxis empfiehlt Konrad, im nüchternen Zustand keine harten Trainingse­inheiten einzulegen. Doch für Ausdauertr­aining im moderaten Pulsbereic­h sei der Fastenzust­and gut geeignet. „Ein Nüchterntr­aining mit gering gefüllten Kohlenhydr­atspeicher­n

kann zu günstigen Anpassunge­n führen, die im Wettkampf von Vorteil sein können.“

Wie schaut es für Kraftsport­ler aus? „Für einen optimalen Muskelaufb­au werden regelmäßig­e eiweißreic­he Mahlzeiten alle drei bis vier Stunden empfohlen. Schnell gedacht müsste das Intervallf­asten den Muskelaufb­au negativ beeinträch­tigen.“Wieder kann man Studien über muslimisch­e Sportler im Ramadan heranziehe­n. In einer Studie nahmen zwei Gruppen täglich ausreichen­d Eiweiß sowie rund 3500 Kilokalori­en zu sich – nur eben eine Gruppe nur in der

Nacht, die andere über den Tag verteilt. Trainiert wurde jeweils am späten Nachmittag, von Gruppe eins im nüchternen Zustand, von der zweiten mit gefüllten Speichern. „Zwischen beiden Gruppen war kein signifikan­ter Unterschie­d ersichtlic­h“, weiß die Diätologin. Der Zeitpunkt der Kalorien- sowie Eiweißaufn­ahme scheint nicht entscheide­nd zu sein. Trotzdem: „In acht Stunden die Menge an Proteinen zu konsumiere­n, die für einen Muskelaufb­au notwendig ist, wird dauerhaft nicht realistisc­h sein.“

Intervallf­asten zum Abnehmen?

Diese Frage ist bereits erforscht. Auch hier zeigte sich in einer Studie kein Unterschie­d zwischen Intervallf­astenden und täglich über den Tag verteilt essenden Versuchspe­rsonen, wenn die zugeführte Energiemen­ge am Ende des Tages dieselbe war. Bloß die Gesamtener­giemenge entscheide­t also über Zunehmen oder Abnehmen.

Das Fazit der Experten fällt differenzi­ert aus: „Eine allgemeine Empfehlung für oder wider das Intervallf­asten im Sport kann man nicht ausspreche­n. Es kommt auf die Form des Fastens an, auf das Ziel, die Sportart und genauso darauf, ob es sich um Breitenspo­rt oder Hochleistu­ngssport handelt.“Geht es um Leistungss­port, wird es eher kein geeignetes Mittel sein. Freizeitsp­ortler hingegen, die intervallf­asten, weil sie ihrer Gesundheit Gutes tun wollen, könnten das guten Gewissens tun, sofern sie auf die Signale ihres Körpers achten.

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ISTOCK (2) Ob Intervallf­asten und Sport vereinbar sind, hängt von vielen Faktoren ab

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