Integration als Leitmotiv
Für den Traditionsklub SV Donau ist Flüchtlingsarbeit keine leere Worthülse.
Respekt und Toleranz – gegen Rassismus jeglicher Art“, so lautet das Motto des SV Donau in Klagenfurt-St. Ruprecht. Rund 150 Spieler aus 28 verschiedenen Nationen jagen derzeit in sieben Mannschaften des Vereins dem runden Leder hinterher. Seit einigen Jahren engagiert sich der Klub zudem verstärkt in der Flüchtlingsarbeit. Ziel sei eine Integration durch Inklusion, wie es Obmann Willi Guggenbichler beschreibt. Die jungen Flüchtlinge würden ihre Geschichte und ihr Spiel in den SV Donau einbringen und dem Verein so seine bewährte Form geben. Folgend drei Beispiele, wie Integration gut funktionieren kann.
Früher war es für mich schwierig, Fußball zu spielen, aber manchmal hat mein Vater mir auf der Straße Tricks gezeigt.“Früher ist für Rafe Bakhtiari jene Zeit, als er mit seinen Eltern und seinen Geschwistern noch in Afghanistan lebte. Genau fünf Jahre ist es her, dass die Familie ihr Dorf verließ. Zuerst seien sie lange zu Fuß unterwegs gewesen, dann mit dem Schlauchboot. An viel mehr kann sich der 13Jährige nicht erin- nern. Ihre ersten Mo- nate in Österreich verbrachte die Familie in einem Flüchtlingscamp in Villach, später landete sie in Klagenfurt.
Zum SV Donau kam er durch einen Schulkollegen. „Ich habe alle in meiner Klasse gefragt, wo ich denn Fußball spielen kann.“Zwei Jahre ist das mittlerweile her. Heute spielt er als Verteidiger in der U15.
„Aufwärmen, passen, sprinten und am Ende ein Match“, erzählt Rafe, der die Mittelschule in St. Ruprecht besucht, über den Trainingsablauf. Auf ein Spiel freue er sich schon vor dem Training. „Aber das gibt es nur, wenn der Trainer mit uns zufrieden ist.“
Er habe viele Freunde im Team, erzählt Rafe, der noch jünger wirkt, als er eigentlich ist. „Sie helfen mir alle, besser zu werden.“Sein Traum sei es nämlich, die Profifußballer-Laufbahn einschlagen zu dürfen. „Wie Lionel Messi.“Als Profi würde er sich viele Autos kaufen. Und wenn es mit der Profikarriere nicht klappen sollte, hat er auch einen Plan B: „Kfz-Mechaniker“.
Ich gehe gerne ins Stadion und sehe mir die Spiele von Austria Klagenfurt an. Das macht mich glücklich,“schwärmt Boyo Jarjue. Auch er kam 2015 im Zuge der Flüchtlingskrise nach Österreich. Der heute 23Jährige sah damals keine andere Chance, als sein
Dorf in Gambia zu verlassen. „Es war ein gefährliches Leben.“Deshalb verabschiedete er sich von seiner Familie und reiste durch die Sahara nach Libyen. Von dort ging es mit dem Boot wei- ter nach Lampedusa.
Nachdem er einige Zeit in einem Lager in Wien verbracht hatte, kam er vor vier Jahren nach Klagenfurt. Gleich nach seiner Ankunft habe er einen Fußballverein gesucht und den SV Donau gefunden, erinnert sich Boyo. „Der Sport hilft mir. Sonst denke ich zu viel nach.“Über seinen Asylantrag etwa. Dieser ist nach fünf Jahren noch immer offen. Am gestrigen Mittwoch hatte er wieder eine Anhörung beim Bundesverwaltungsgericht.
Vereinsobmann Willi Guggenberger unterstützt den jungen Mann, fährt mit ihm zu den Anhörungen. „Das Team ist wie eine Familie für mich. Sie tun alles, damit ich hierbleiben kann“, erzählt Boyo, der auch in der Kampfmannschaft spielt. Sein Deutsch habe sich stark verbessert, seit er im Verein spielt. „Weil ich immer genau verstehen will, was der Trainer sagt.“Sonst könne er nicht besser werden. Sein Wunsch für die Zukunft: „in Österreich bleiben und Automechaniker werden“.
Es ist einem Zufall zu verdanken, dass Lamin Bojang zum SV Donau gestoßen ist. „Beim Spazierengehen habe ich die Leute beim Training gesehen und mir gedacht, dass ich gerne mitmachen würde.“Gesagt, getan. Der 30-Jährige fasste sich ein Herz und sprach den Trainer an. Kurz darauf spielte er in der Kampfmannschaft. „Anscheinend war ich nicht so schlecht“, lacht Lamin, der vor sieben Jahren von Gambia nach Österreich gekommen ist.
Warum er aufbrach, bleibt offen, über seine Flucht will er nicht sprechen. Lieber erzählt er von seinem jetzigen Leben in Klagenfurt, über das Spazieren am See und das Grillen an der Sattnitz. Und vom Fußball. Egal, ob es um sein Wirken beim SV Donau oder die Premier League mit seinem Lieblingsklub Manchester United geht, Lamin weiß, was zählt: „Im Team gewinnt und verliert man gemeinsam. Nach einem Sieg wird gefeiert, nach einer Niederlage muntert man sich auf.“Es sei wie in einer großen Familie. Zudem sei sein Verein auch abseits des Rasens zur Stelle, wenn er Hilfe benötige.
„Ich bin zufrieden. Es ist schön hier in Kärnten“, sagt Lamin. Sein Deutsch ist gut und er hat eine Arbeit als Gärtner. Das Einzige, woran er sich noch nicht gewöhnt hat, sind die kalten Winter. „Dann esse ich Rindssuppe“, lacht er.