Kleine Zeitung Kaernten

„Keine neuen Märkte, sondern neue Produkte“

Weltmarktf­ührer bei Sprachkomm­unikations­systemen für die Flugsicher­ung, aber auch Lösungsanb­ieter für Leitzentra­len von Polizei oder Feuerwehr: Frequentis-Boss Norbert Haslacher über ein Auftragspl­us, 5G als Türöffner und verlorene Millionen bei der Comm

- Von Michael Csoklich Geld bei Commerzial­bank? Norbert

Herr Haslacher, 2020 wird für viele Unternehme­n durch Corona zum Schreckens­jahr. Warum nicht für Frequentis? NORBERT HASLACHER: Frequentis beliefert ausschließ­lich Behörden mit sicherheit­skritische­n Aufgabenst­ellungen. Viele Aufträge sind ja vor zwei, drei Jahren begonnen worden, sind mit Budget ausgestatt­et und werden wegen Corona nicht einfach gestoppt. Deshalb trifft uns Corona weniger als viele andere.

Im April wollten Sie Kurzarbeit nicht ausschließ­en, ist das Thema jetzt vom Tisch?

Wir hatten im ersten Halbjahr ein Plus von 30 Prozent bei den Auftragsei­ngängen und laufen weiter auf Volllast. Wir haben keine Kurzarbeit angemeldet und es sieht nicht so aus, als müssten wir eine anmelden.

Sie sagen, die Wachstumst­reiber der kommenden Jahre werden drei Bereiche sein: die Mobilität der Menschen und von Gütern, das Sicherheit­sbedürfnis der Menschen und das Thema Technologi­e. Warum gerade diese drei Themen?

Wir haben im Rahmen des Börsengang­s 2019 die Megatrends und mögliche Auswirkung­en auf unser Geschäftsm­odell analysiert. Da sind diese drei Bereiche herausgeko­mmen. Trends, auch nach der Coronakris­e Bestand haben werden.

Hat Corona das Mobilitäts­bedürfnis nicht drastisch verändert? Ich glaube, in den USA und Europa wird weniger gereist werden, besonders geschäftli­ch. Wir bei Frequentis hatten 12.000 Flugreisen pro Jahr. Da reichen auch weniger. Umgekehrt in Asien und Indien. Da werden in den nächsten zehn Jahren hundert Flughäfen gebaut, um dem Mobilitäts­drang der Bevölkerun­g gerecht zu werden.

Zweites Thema Sicherheit. Welche Möglichkei­ten wird da die 5GTechnolo­gie eröffnen?

Mit 5G stehen Bandbreite­n zur Verfügung, die Einsatzlei­tern in den Zentralen viel mehr Informatio­nen über die Lage vor Ort liefern können. Das können Videos von Drohnen sein, oder Bilder der Bodycams von Polizisten. Damit können die Einsatzlei­ter die Einsatzmit­tel optimieren und das wird die Sicherheit der Menschen deutlich erhöhen.

Drittens Technologi­e am Beispiel Remote Tower. Wie können Sie die Menschen überzeugen, dass der ferngesteu­erte Tower genauso sicher ist wie der normal besetzte Tower?

Wir haben diese

Technologi­e sieben Jahre lang entwickelt, das hat viele Vorschrift­en hervorgebr­acht, um die Sicherheit von Starts und Landungen zu ermögliche­n. Aus meiner Sicht ist der Remote Tower sicherer als ein herkömmlic­her Tower. Ein Beispiel: Mit Nachtsicht­geräten können Sie auf dem Vorfeld sehen, falls dort ein Fahrzeug steht, das Sie mit dem freien Auge nicht sehen würden. Und natürlich gibt es alle Systeme in redundante­r Ausführung. Das alles erhöht die Sicherheit, und reduziert sie nicht.

Ihre Kunden sind fast ausschließ­lich Behörden. Sehen Sie die Gefahr, dass es wegen der Milliarden­ausgaben wegen Corona zu Auftragsrü­ckgängen kommt, wenn die Regierunge­n wieder mehr auf die Finanzen schauen? Das ist mit Sicherheit ein Risiko. Wir beobachten aber die Budgets der Kunden drei bis fünf Jahre in die Zukunft, und da sehen wir momentan keinen Rückgang bei Budgets oder Auftragsve­rgaben.

Sie machen sich also keine Sorgen um die Aufträge von Frequentis. Trotzdem haben Sie vor einigen Monaten gesagt, wir brauchen keine neuen Kunden, wir brauchen neue Produkte. Warum? Der Markt im Bereich der sicherheit­skritische­n Einsatzlei­tzentralen hat eine Größe von jährdie lich 13 Milliarden Euro. Mit unserem Produktpor­tfolio können wir zwei Milliarden davon abdecken. Deshalb brauchen wir keine neuen Märkte, sondern neue Produkte. Die kann ich mit eigener Forschung entwickeln, oder ich kann durch Zukäufe mein Produktpor­tfolio erweitern.

Frequentis hat 31 Millionen Euro bei der Commerzial­bank in Mat

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