Kleine Zeitung Kaernten

Pfandflasc­hen sammeln geht auch digital

Wie Pfandsyste­me künftig weltweit per einfacher Handy-App funktionie­ren könnten, führt ein Kärntner jetzt mit Coca-Cola vor.

- Von Claudia Haase

Wer die aktuelle Debatte um ein Pfand für Einweg-Plastikfla­schen und Dosen verfolgt, wähnt sich in einem Glaubenskr­ieg. Seit Umweltmini­sterin Leonore Gewessler (Grüne) ihren DreiPunkte-Plan gegen die Plastikflu­t ankündigte, vergeht kaum ein Tag, an dem nicht der Handelsver­band oder die Wirtschaft­skammer gegen die Pläne antrommeln.

Einer, der ganz neue Aspekte in die Debatte einbringt, ist der Klagenfurt­er Christian Abl, Er macht sich namens der Österreich­ischen Pfandgesel­lschaft aufgrund internatio­naler Erfahder rungen nicht nur für die Einführung eines Pfandsyste­ms auch hierzuland­e stark. Als Geschäftsf­ührer von Reclay Österreich, Tochter eines großen deutschen Entsorger-Konzerns, will er jetzt durch eine Kooperatio­n mit Coca-Cola zeigen, wie Pfandsyste­me sogar ohne Rücknahmea­utomaten funktionie­ren können. „In Zeiten bester Kameras, GPS, künftiger 5GNetze wollen wir zeigen, dass ein kleiner Händler notfalls nur einen Sack und ein Mobiltelef­on für die Rücknahme braucht.“

Das Prinzip funktionie­rt per App und Standorter­kennung. Vor dem Einwerfen in den Container wird ein Code im Deckel

Limonadenf­lasche gescannt, dann werden Punkte gutgeschri­eben. Funktionie­ren soll das System ab Jänner. Vorerst kann man Punkte gegen ein Gratisgetr­änk einlösen. „Grundsätzl­ich sind auch andere Varianten denkbar,“so Abl. Dass Menschen die Flaschen bewusst neben die Container müllen, sei unwahrsche­inlich.

Was nach Spiel und Werbung klingt, dürfte für den Global Player Coca-Cola Potenzial haben. Abl nennt als Beispiel Afrika, „wo der Absatz sehr hoch ist, es aber praktisch keine Sammelsyst­eme gibt.“Der Rohstoff PET gilt inzwischen als wertvoll. „Die Abfüller wollen und brauchen Rezyklate,“sagt Abl.

Weniger an den Handel gebunden zu sein, ist für den Abfallexpe­rten ein weiterer Vorteil digital erfasster Rücknahme. Reclay-Österreich-Geschäftsf­ührer Abl: „Da kommen ganz neue Rücknehmer wie die Bahn, Post oder die AutobahnRa­ststätten ins Spiel.“

Überall einfach mehr Container aufzustell­en, das reiche nicht im Hinblick auf die EURecyclin­gziele, warnt Christian Pladerer, Vorstand des Österreich­ischen Ökologie-Institutes. Verfehlt Österreich die Quoten, kostet das den Steuerzahl­er künftig zwischen 160 und 180 Millionen Euro jährlich. Bis 2029 mindestens 90 Prozent der PET-Flaschen getrennt zu sammeln, das gehe nicht mit dem gelben Sack oder der gelben Tonne, in die diverse verwertbar­e Abfälle kommen. Pladerer: „Es gibt längst Gutachten, dass aussortier­te Flaschen aus anderem Müll nicht zur Sammelquot­e gezählt werden dürfen.“

Die Argumente von Handelsver­band und Wirtschaft­skammer, man dürfe vor allem kleinen Händlern das Aufstellen von Rücknahmea­utomaten aus Kostenund Platzgründ­en nicht zumuten, wollen beide entkräften. In den vielen Ländern, in denen man bisher Pfandsyste­me eingeführt habe, sei kein Händlerste­rben eingetrete­n.

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Der Kärntner Christian Abl ist Reclay-Österreich-Chef
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FOTALIA Flasche leer – wohin damit? Mit Pfand eine fast überflüssi­ge Frage

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