Pfandflaschen sammeln geht auch digital
Wie Pfandsysteme künftig weltweit per einfacher Handy-App funktionieren könnten, führt ein Kärntner jetzt mit Coca-Cola vor.
Wer die aktuelle Debatte um ein Pfand für Einweg-Plastikflaschen und Dosen verfolgt, wähnt sich in einem Glaubenskrieg. Seit Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) ihren DreiPunkte-Plan gegen die Plastikflut ankündigte, vergeht kaum ein Tag, an dem nicht der Handelsverband oder die Wirtschaftskammer gegen die Pläne antrommeln.
Einer, der ganz neue Aspekte in die Debatte einbringt, ist der Klagenfurter Christian Abl, Er macht sich namens der Österreichischen Pfandgesellschaft aufgrund internationaler Erfahder rungen nicht nur für die Einführung eines Pfandsystems auch hierzulande stark. Als Geschäftsführer von Reclay Österreich, Tochter eines großen deutschen Entsorger-Konzerns, will er jetzt durch eine Kooperation mit Coca-Cola zeigen, wie Pfandsysteme sogar ohne Rücknahmeautomaten funktionieren können. „In Zeiten bester Kameras, GPS, künftiger 5GNetze wollen wir zeigen, dass ein kleiner Händler notfalls nur einen Sack und ein Mobiltelefon für die Rücknahme braucht.“
Das Prinzip funktioniert per App und Standorterkennung. Vor dem Einwerfen in den Container wird ein Code im Deckel
Limonadenflasche gescannt, dann werden Punkte gutgeschrieben. Funktionieren soll das System ab Jänner. Vorerst kann man Punkte gegen ein Gratisgetränk einlösen. „Grundsätzlich sind auch andere Varianten denkbar,“so Abl. Dass Menschen die Flaschen bewusst neben die Container müllen, sei unwahrscheinlich.
Was nach Spiel und Werbung klingt, dürfte für den Global Player Coca-Cola Potenzial haben. Abl nennt als Beispiel Afrika, „wo der Absatz sehr hoch ist, es aber praktisch keine Sammelsysteme gibt.“Der Rohstoff PET gilt inzwischen als wertvoll. „Die Abfüller wollen und brauchen Rezyklate,“sagt Abl.
Weniger an den Handel gebunden zu sein, ist für den Abfallexperten ein weiterer Vorteil digital erfasster Rücknahme. Reclay-Österreich-Geschäftsführer Abl: „Da kommen ganz neue Rücknehmer wie die Bahn, Post oder die AutobahnRaststätten ins Spiel.“
Überall einfach mehr Container aufzustellen, das reiche nicht im Hinblick auf die EURecyclingziele, warnt Christian Pladerer, Vorstand des Österreichischen Ökologie-Institutes. Verfehlt Österreich die Quoten, kostet das den Steuerzahler künftig zwischen 160 und 180 Millionen Euro jährlich. Bis 2029 mindestens 90 Prozent der PET-Flaschen getrennt zu sammeln, das gehe nicht mit dem gelben Sack oder der gelben Tonne, in die diverse verwertbare Abfälle kommen. Pladerer: „Es gibt längst Gutachten, dass aussortierte Flaschen aus anderem Müll nicht zur Sammelquote gezählt werden dürfen.“
Die Argumente von Handelsverband und Wirtschaftskammer, man dürfe vor allem kleinen Händlern das Aufstellen von Rücknahmeautomaten aus Kostenund Platzgründen nicht zumuten, wollen beide entkräften. In den vielen Ländern, in denen man bisher Pfandsysteme eingeführt habe, sei kein Händlersterben eingetreten.