A Glock’n und a Leich im Rinnsal
Marianne Mendt läutete vor 50 Jahren die Geburtsstunde des Austro-Pop ein und Rainhard Fendrich schrieb mit „I am from Austria“die inoffizielle österreichische Bundeshymne. Und dazwischen sorgt „Da Hofa“für Unruhe.
Guat is’ gangen, wenig is g’schehn: Der Sturm des 68er-Jahres, der bei uns ohnehin ein laues Lüfterl war, hat sich gelegt. Zwei Jahre später wird Bruno Kreisky österreichischer Bundeskanzler und Karl Schranz von den Olympischen Spielen in Sapporo ausgeschlossen. Darob kocht die Volksseele mehr als über jeden Revoluzzer-Pflasterstein davor. Ebenfalls in diesem Jahr 1970 kehrt die „Vortragskünstlerin“Marianne Mendt von einer Europa-Tournee nach Wien heim, wo sie von Kabarett-Legende Gerhard Bronner entdeckt wird. Die Spitzfeder schreibt für die 25-jährige Sängerin das eher liebliche Lied „Wie a Glock’n“(die Musik stammt von Hans Salomon) und läutet damit offiziell die Geburtsstunde des „Austro-Pop“ein. Die
Dialektwelle rollt, gesungen wird in der mitunter recht reschen Sprache der Straße. Dieses 50-Jahr-Jubiläum wird von der heimischen Musikindustrie gerade mit diversen CD-Editionen gefeiert. Aber stimmt die Zeitrechnung überhaupt? atürlich nicht – aber irgendwie doch. Das Wort „Austro-Pop“, mit dem
Nauch ein neues, nationales Selbstbewusstsein der jungen Musikgeneration fernab jeder nationalistischen Ideologie symbolisiert werden sollte, stammt von der ORF-Moderatorin Evamaria Kaiser. Die Wurzeln und Verzweigungen des populären Dialektliedes reichen freilich viel weiter zurück. Stichwort Gerhard Bronner.
Dessen „G’schupfte Ferdl“, dargeboten vom genialen Helmut Qualtinger Anfang der 50erJahre, war ein astreiner Dialekthadern, und auch Gruppen wie die „Worried Men Skiffle Group“schauten dem Volk aufs Maul und noch tiefer und destillierten aus den Wahrheiten der Gosse gallige Lieder von zeitloser Gültigkeit, die in folgender