„Mir geht diese Situation sehr nahe“
Kurz beschwört Corona-„Kraftakt“, Ministerrat zum Thema Wehrdienst.
Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) erteilt ÖVP-Rufen nach einer Verkürzung der Quarantäne für Kontaktpersonen eine Absage. „Ich bin gerade in Zeiten der massiven Zunahme der Infektionszahlen nicht bereit, ein erhöhtes Risiko für die Bevölkerung einzugehen“, erklärte er. Neben Tourismusministerin Elisabeth Köstinger hat sich auch Bildungsminister Heinz Faßmann (beide ÖVP) für ein „Freitesten“ausgesprochen. Dabei könnten Menschen, die zwar engen Kontakt zu einer infizierten Person gehabt, aber nach fünf Tagen keine Symptome entwickelt haben, mit einem negativen Test aus der Quarantäne entlassen werden. Aktuell dauert diese zehn Tage. Neben Unternehmervertretern wird das auch von der Gewerkschaft „vida“begrüßt.
Auch die Gesundheitsreferenten der Bundesländer sehen den Vorstoß skeptisch. Vorarlbergs Landesrätin Martina Rüscher (ÖVP) hatte das „Freitesten“als „völlig illusorisch“bezeichnet. Wiens Stadtrat Peter Hacker schlägt indes eine generelle Verkürzung der Quarantäne auf sieben Tage vor.
Statt vor 300 Rekrutinnen und Rekruten wird Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) seine Ansprache zum Nationalfeiertag am Wiener Heldenplatz morgen vor lediglich zwölf halten. Darin wird er den „rotweiß-roten Kraftakt“im Kampf gegen Corona beschwören. Österreich habe Krisen bisher immer gemeistert. Die aktuelle Lage bereite ihm Sorgen, „auch uns als Bundesregierung und mir als Regierungschef geht diese Situation sehr nahe“. Bedanken wird er sich bei der älteren Generation – „für die Entbehrung unserer Eltern, Großeltern und Urgroßeltern, die den Wiederaufbau geschafft haben“. Friede, Freiheit und Wohlstand, die „wir oft als selbstverständlich erachten, müssen wir uns jeden Tag hart erarbeiten“.
Zuvor beschäftigt sich der Sonderministerrat mit Maßnahmen zur Attraktivierung von Grundwehrdienst und Miliz. Die Ausbildung soll professionalisiert und der Frauenanteil erhöht werden. Ziel sei es, den Grundwehrdienst zur Integration in die Gesellschaft zu etablieren. Die „Taskforce Jugendbeschäftigung“legt zudem ihren Zwischenbericht vor. Am Abend steht die traditionelle TV-Ansprache des Staatsoberhaupts auf dem Programm.