Sparen gegen die Krise trotz Mikro-Zinsen
Die Zinsen wurden längst „abgeschafft“, dennoch legen wir in unsicheren Zeiten mehr Geld auf die hohe Kante.
0,0 Prozent: Der Leitzins der Europäischen Zentralbank (EZB) liegt seit März 2016 am Boden. Lediglich die zweite Stelle hinter dem Komma beschreibt noch den „Zinssatz“, auf Spareinlagen. Wenigstens ist dieser für Privatanleger noch im Plus. Die von Österreichern gegründete SmartphoneBank N26 will, wie schon andere deutsche Banken, für Einlagen über 50.000 Euro ein „Verwahrentgelt“. Der Hintergrund: Banken müssen Negativzinsen an die EZB zahlen.
Doch trotz fortgesetzter Zins-Diät ist die Sparlaune der Österreicher ausgeprägt wie nie zuvor. Die Krise lässt zwar die Ausgaben für den Konsum versiegen, befeuert aber die Sparquote. Die liegt derzeit bei 13 Prozent und damit sogar höher als nach der Wirtschaftskrise 2008 – zuletzt war in der Finanzbranche häufig der Begriff „Angstsparen“zu hören. Dazu trägt zum einen das erhöhte Sicherheitsbedürfnis bei, zum anderen zwinge die Pandemie viele gar zum Sparen, weil etwa Wunschurlaube nicht möglich sind. 272 Euro legen sich derzeit Herr und Frau Österreicher laut einer Imas-Umfrage für die Erste Bank und Sparkassen monatlich zur Seite, 2010 waren es erst 165 Euro.
Ihnen muss bewusst sein: Zum Vermögensaufbau werden Sparbuch und -konto, für drei von vier Österreichern die beliebteste Ansparform, noch auf Jahre keinen Beitrag leisten – zumindest nicht in Form von Zinsen. Zunehmend gefragt in der Krise sind Immobilien, Wertpapiere und Gold. Nur Schuldner dürfen sich freuen – die Kreditzinsen fallen weiter.
Der Weltspartag Ende dieser
Woche fällt heuer coronabedingt „ins Wasser“. Zumindest in seiner traditionellen Form. Die Empfänge in den Bankfilialen wurden gestrichen, die Institute setzen auf andere Initiativen – und wollen vor allem die Beratung in den Fokus rücken.
Dafür, dass der Weltspartag bereits seit Jahren kein wirkliches Fest mehr für Anleger ist, sorgt die Europäische Zentralbank mit ihrer einzementierten Krisen-Geldpolitik. Am Donnerstag steht eine Zinssitzung der EZB auf dem Programm. In den vergangenen Tagen verdichteten sich die Anzeichen, dass die Notenbank in Sachen Krisenbekämpfung noch einmal nachlegt. Das umstrittene Anleihenkaufprogramm dürfte nach Einschätzung von Ökonomen kräftig aufstocken. Die EZB hatte das anvisierte Kaufvolumen im Juni auf 1,35 Billionen Euro aufgestockt und die Käufe bis mindestens Ende Juni 2021 verlängert. Nun wird spekuliert, dass eine abermalige Ausweitung um 500 Milliarden Euro erfolgen könnte.