Bitte einfach, bitte schnell
daniel.hadler@kleinezeitung.at
Neuerscheinung „Streamland“
Ein Herzerl da, ein Like dort, und dazu ein freundliches Emoji als Kommentar. „Digitalen Narzissmus“nennt Marcus Kleiner die Karotte, die uns auf den digitalen Plattformen lockt. Die hoch technologisierte Welt sieht der deutsche Medienwissenschaftler in eine Phase der Unmündigkeit schlittern: Die Algorithmen großer Konzerne würden zu intransparenten Informationskuratoren und die Bürger zu den willigen Schafen, die stets den einfachen Weg, sprich das vorgekaute digitale Angebot, bevorzugen. Die Konsequenz: Irritationen und kognitive Herausforderungen bleiben aus.
Das Bild, das Marcus Kleiner in seinem Buch „Streamland“zeichnet, ist kein schmeichelhaftes: Er zielt einerseits auf die „komplexitätsallergischen“Nutzer und andererseits auf Unterhaltungsanbieter wie Netflix oder Amazon Prime Video ab. Sein Vorwurf: Deren Algorithmen würden die Realität verzerren und könnten mittelfristig demokratiegefährdend wirken. as Buch trifft einen im öffentlichen Diskurs wenig beachteten Punkt: Begriffe wie Filterblasen, Datenschutz und Transparenz wurden in der Vergangenheit oft auf die sozialen Netzwerke (allen voran Facebook) bezogen – und nur selten auf die Unterhaltungsindustrie. Höchste Zeit, das nachzuholen.
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