Warum funktioniert die Corona-App nicht?
J„Überall ist die
App ein teurer
Flop. Anders als
in Asien wurde
sie in Europa
wegen des Datenschutzes zahnlos
gemacht.“
etzt ist es also passiert: Die zweite Coronawelle überrollt Europa. Viele Länder verhängen Verbote und verfügen Gebote, manche sehen sich gezwungen, wieder den Notstand auszurufen. Österreich hat bei der Eindämmung der Pandemie seine Vorreiterrolle verloren, auf die unsere Regierung im Frühjahr so stolz war.
Da drängt sich eine Frage auf: Was ist aus der vom Roten Kreuz entwickelten Stopp-CoronaApp geworden? Warum funktioniert sie nicht, obwohl sie heftig beworben und angeblich auch eifrig heruntergeladen wurde?
Die App sollte eine Wunderwaffe gegen die Ausbreitung des heimtückischen Virus sein. Sie wurde als digitaler Handschlag angepriesen, weil sie jeden, der die App auf seinem Handy installiert hat, davon informiert, dass er einem anderen Handy-Besitzer zu
nahe war. Dieser müsse
nur die Nachricht in der App hinterlegen, dass er positiv getestet wurde. So ließen sich die Infektionsketten einfach
nachverfolgen und zerschlagen. Der Bundeskanzler schwärmte von den Erfolgen, die man in China, Südkorea und anderen asiatischen Ländern damit erzielt habe. Und auch der Gesundheitsminister versprach sich rasche Abhilfe, sollte Österreich von einer zweiten Welle erfasst werden, woran er aber gar nicht glaube.
Rudolf Anschober hat sich geirrt. Das Contact Tracing, also das Aufspüren der Infektionsketten, steht vor dem Zusammenbruch. Plötzlich entsinnt sich der Gesundheitsminister der App. Sie sei bereits 1,1 Millionen Mal heruntergeladen worden und habe 1100 rote bzw. 1200 gelbe Warnungen abgegeben. Anschober rechnet sich die Welt schön: Die Erfolgsquote eines halben Jahres beträgt bloß zwei Tausendstel …
A uch ringsum schaut es nicht besser aus. Überall ist die App ein teurer Flop. Anders als in Asien wurde sie in Europa wegen des Datenschutzes und der Anonymität zahnlos gemacht. Bloß die EU schwebt in höheren Sphären. Sie hat viel Geld ausgegeben, um bis Jahresende 16 Staaten mit der App zu vernetzen. Ein Nullsummenspiel: 16 Nullen.
Erwin Zankel war Chefredakteur der Kleinen Zeitung