Kleine Zeitung Kaernten

Ohne jeden Genierer

Ein als „Borat“bekannter Cambridge-Absolvent provoziert mit Genuss.

- Thomas Golser

Vielen wird er für immer wegen seines sämtliche Geschmacks­grenzen umfahrende­n und gewisse männliche Geschlecht­smerkmale gerade noch verdeckend­en „Badeanzugs“im Gedächtnis bleiben. Dabei ist er sehr viel mehr: Sacha Baron Cohen sorgt nun wieder als „Borat“für Furore – und in den USA für viel Ärger. Der kürzlich 49 Jahre alt gewordene Brite schlüpft einmal mehr in die Rolle des fiktiven Kasachen und persiflier­t die in der Ära Trump entzweiten Staaten von Amerika – mit viel Grips.

Der Mann ohne jeglichen Genierer wird in seinen Filmen zwar deftig – man möge die höchst politische Satire aber nicht als Klamauk abtun. Der Absolvent des Christ’s College in Cambridge kehrt 14 Jahre nach der Kultsatire „Borat“zurück in seine berühmtest­e Rolle – und geht es noch cleverer an: 2006 war sein Ansatz pure Provokatio­n ohne viel Drehbuch. Im neuen Streifen wird Borat als berühmte Kultfigur in der realen Welt mit Borat als fiktiver Filmfigur verwoben und hält so den USA – kaum zufällig kurz vor der nahenden Präsidents­chaftswahl – schonungsl­os den Spiegel vor. Dass Baron Cohen bei seinen Filmdrehs bedroht wird, scheint der praktizier­ende Jude unter Berufsrisi­ko einzuordne­n.

Die Anfeindung­en von Donald Trump blieben nicht lange aus: Ein „verlogener Typ“und ein „Widerling“sei der Schauspiel­er – dabei nimmt der US-Präsident Bezug auf eine spezielle Szene: Der Trump-Anwalt Rudy Giuliani wird bei einem Flirt mit einer jungen Frau, die sich als Reporterin ausgibt, auf einem Hotelbett gezeigt. Dabei steckt sich der ExBürgerme­ister von New York scheinbar die Hand in seine Hose. Giuliani bezeichnet­e die Einstellun­g noch vor dem Erscheinen des Streifens als „pure Fälschung“.

Konservati­ve Empörung ließ das Interesse an „Borat 2“naturgemäß noch größer werden. „Wir wollten, dass es Frauen daran erinnert, wen sie wählen – oder wen sie nicht wählen“, hält der derzeit durch diverse US-Talkshows gereichte Baron Cohen dazu fest.

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