Ohne jeden Genierer
Ein als „Borat“bekannter Cambridge-Absolvent provoziert mit Genuss.
Vielen wird er für immer wegen seines sämtliche Geschmacksgrenzen umfahrenden und gewisse männliche Geschlechtsmerkmale gerade noch verdeckenden „Badeanzugs“im Gedächtnis bleiben. Dabei ist er sehr viel mehr: Sacha Baron Cohen sorgt nun wieder als „Borat“für Furore – und in den USA für viel Ärger. Der kürzlich 49 Jahre alt gewordene Brite schlüpft einmal mehr in die Rolle des fiktiven Kasachen und persifliert die in der Ära Trump entzweiten Staaten von Amerika – mit viel Grips.
Der Mann ohne jeglichen Genierer wird in seinen Filmen zwar deftig – man möge die höchst politische Satire aber nicht als Klamauk abtun. Der Absolvent des Christ’s College in Cambridge kehrt 14 Jahre nach der Kultsatire „Borat“zurück in seine berühmteste Rolle – und geht es noch cleverer an: 2006 war sein Ansatz pure Provokation ohne viel Drehbuch. Im neuen Streifen wird Borat als berühmte Kultfigur in der realen Welt mit Borat als fiktiver Filmfigur verwoben und hält so den USA – kaum zufällig kurz vor der nahenden Präsidentschaftswahl – schonungslos den Spiegel vor. Dass Baron Cohen bei seinen Filmdrehs bedroht wird, scheint der praktizierende Jude unter Berufsrisiko einzuordnen.
Die Anfeindungen von Donald Trump blieben nicht lange aus: Ein „verlogener Typ“und ein „Widerling“sei der Schauspieler – dabei nimmt der US-Präsident Bezug auf eine spezielle Szene: Der Trump-Anwalt Rudy Giuliani wird bei einem Flirt mit einer jungen Frau, die sich als Reporterin ausgibt, auf einem Hotelbett gezeigt. Dabei steckt sich der ExBürgermeister von New York scheinbar die Hand in seine Hose. Giuliani bezeichnete die Einstellung noch vor dem Erscheinen des Streifens als „pure Fälschung“.
Konservative Empörung ließ das Interesse an „Borat 2“naturgemäß noch größer werden. „Wir wollten, dass es Frauen daran erinnert, wen sie wählen – oder wen sie nicht wählen“, hält der derzeit durch diverse US-Talkshows gereichte Baron Cohen dazu fest.