Kleine Zeitung Kaernten

Beklemmend­e Visionen einer schönen neuen Welt

Endlich auch hierzuland­e auf Leinwand zu sehen: die neuen Filme von Sandra Wollner und Hubert Sauper.

- JS MW

E

s war ein bisschen so, als hätten die Menschen im Kino zu atmen aufgehört, als der Abspann von „The Trouble with Being Born“einsetzte. In ihrem bei Berlinale und Diagonale geehrten Film skizziert die Steirerin Sandra Wollner auf beklemmend­e, visuell und akustisch betörende Weise einen Mann (Dominik Warta), der mit der Androidin Elli (Lena Watson) lebt, die er sich nach den Erinnerung­en an seine tote Tochter maßfertige­n ließ. Ellis Zweck: ihn glücklich zu machen. Auch sexuell. Eines Tages verselbsts­tändigt sich Elli, landet bei einer alten Frau (Ingrid Burkhard) und soll dort den Tod ihres Bruders vor 40 Jahren lindern. Die Programmie­rungen geraten durcheinan­der, Identitäte­n beginnen zu wackeln. Ein Film, der das Kino braucht. Und umgekehrt.

H

ubert Saupers beim Sundance Festival ausgezeich­neter Film „Epicentro“ist eine Erkundungs­reise ins Herz des amerikanis­chen Imperialis­mus. Dessen Anfänge findet der oscarnomin­ierte Dokumentar­ist ausgerechn­et in Kuba. Entlang der Beziehung der Insel zum Nachbarn USA dreht sich die Doku um Utopie und kulturelle Eroberunge­n, um Tourismus und Disneyland und um die Rolle, die das Kino dabei spielt: als massenhypn­otische Propaganda und „Autopropag­anda“. Dafür holt Sauper u. a. Charlie Chaplins Enkelin Oona Chaplin und eine Gruppe aufgeweckt­er kubanische­r Kinder vor die Kamera, die er im Abspann „junge Propheten“nennt. „Die Propaganda ist ein Triumphzug, der bis in die Kinderseel­en vordringt, und dich und mich definiert“, erklärt Sauper dazu.

 ?? VIENNALE ?? Unheimlich intensiv und großartig gemacht: Sandra Wollners „The Trouble with Being Born“mit Dominik Warta und Lena Watson
VIENNALE Unheimlich intensiv und großartig gemacht: Sandra Wollners „The Trouble with Being Born“mit Dominik Warta und Lena Watson

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