Kleine Zeitung Kaernten

Aufbruch in ein neues Stromzeita­lter

100 Prozent Ökostrom bis 2030? Mit einem neuen Fördersyst­em und Milliarden-Investitio­nen will Österreich die Energiewen­de meistern. Heute endet die Begutachtu­ng für das notwendige Gesetz.

- Von Günter Pilch und Manfred Neuper Umweltmini­sterin Leonore Gewessler Diese Aussichten Ähnlich die Lage

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Stellungna­hmen waren bis Dienstagab­end eingegange­n, etliche weitere dürften heute noch folgen, bevor die Begutachtu­ngsfrist für das Erneuerbar­en-Ausbau-Gesetz (EAG) zu Ende geht. Dann soll das lang angekündig­te, milliarden­schwere Paket den Weg durch die Institutio­nen nehmen, bevor es (im Idealfall) mit Jahresbegi­nn in Kraft treten kann.

Wie berichtet, soll das EAG das bisherige Ökostromge­setz ablösen und das rechtliche Fundament für den Ausbau der klimaneutr­alen Stromerzeu­gung in Österreich legen, um binnen zehn Jahren einen hundertpro­zentigen Ökostrom-Anteil zu erreichen. Wobei diesbezügl­ich mit zwei häufigen Missverstä­ndnissen aufgeräumt werden muss. Erstens: Österreich wird es nicht bewerkstel­ligen können, sich ab 2030 zu jedem Zeitpunkt selbst mit grünem Strom zu versorgen. Wenn zwischen Sommer und Winter oder Tag und Nacht die Erzeugungs­mengen der Wasser-, Wind- und Solarkraft­werke schwanken, müssen die entstehend­en Lücken mit Importen oder österreich­ischen Gaskraftwe­rken aufgefüllt werden. Das ist heute so und dürfte sich so rasch auch nicht ändern.

Und zweitens schaffen auch die Bundesländ­er für sich genommen binnen zehn Jahren durchgehen­d eine hundertpro­zentige Eigenverso­rgung mit Ökostrom. Während Niederöste­rreich und das Burgenland dank Donau-Wasserkraf­t und großflächi­gen Windparks übers Jahr gerechnet schon heute mehr grünen Strom produziere­n, als sie benötigen, werden Bundesländ­er wie die Steiermark diesen Anspruch auch 2030 noch nicht erfüllen können. Aus diesen Gründen enthält das EAG die Worte „national bilanziell“. Bedeutet: Österreich als Gesamtheit soll ab 2030 übers Jahr gerechnet so viel grünen Strom produziere­n, wie es verbraucht.

Nötig ist dafür ein Kraftakt. Eine zusätzlich­e Erzeugungs­kapazität von 27 Terawattst­unden

Strom aus erneuerbar­en Quellen soll im laufenden Jahrzehnt geschaffen werden. Ausgehend von den derzeit vorhandene­n Strukturen entspricht das einer Steigerung um die Hälfte (siehe Grafik). Den Großteil davon sollen Fotovoltai­k und Windkraft beisteuern, auch die Wasserkraf­t soll einen (im Verhältnis kleineren) Ausbauschu­b bekommen.

rufen Konflikte hervor. Während über das grundsätzl­iche Ziel weitgehend Einigkeit herrscht, spaltet das Wie die Lager. Die Energiewir­tschaft stößt sich etwa an den geplanten zusätzlich­en Naturschut­zkriterien für neue Wasserkraf­twerke, dem WWF hingegen gehen sie nicht weit genicht nug. Kraftwerke in Schutzgebi­eten sollen nach Ansicht der Naturschüt­zer von Haus aus keinen Förderansp­ruch haben. Der Branchenve­rband „Oesterreic­hs Energie“lehnt hingegen eine zusätzlich­e ökologisch­e Prüfung ab. Bereits jetzt werde die Ökologie solcher Anlagen im Rahmen der Genehmigun­g streng kontrollie­rt, man wolle keine doppelte Prüfung.

bei der Windkraft. Rechnerisc­h wären mehr als 1300 zusätzlich­e Windräder nötig, um die im EAG festgeschr­iebenen Ziele zu erreichen, was Natur- und Landschaft­sschützer auf den Plan ruft. Selbst bei der lange als sanfteste Energiefor­m gepriesene­n Fotovoltai­k tun sich bereits Gräben zwischen Planern von Großanlage­n und Anrainern auf. Verbund-Chef Wolfgang Anzengrube­r forderte zuletzt zudem eine generelle Fotovoltai­kpflicht im Neubau: „Aus meiner Sicht dürfte es in Österreich keinen einzigen Neubau mehr geben, bei dem nicht eine Fotovoltai­kanlage vorgeschri­eben wird. Das muss in den Bauordnung­en festgeschr­ieben werden.“

Umweltmini­sterin Leonore Gewessler (Grüne) ortet folglich noch etliche Knackpunkt­e im Gesetz und verweist auf zu erwartende Nutzungsko­nflikte. „Da werden wir einen Schritt aufeinande­r zugehen müssen“, so die Ministerin in Richtung der Proponente­n.

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APA (2), ADOBE STOCK
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