Wie die Schulen in den kommenden Jahren mit dem Computer umgehen lernen sollen.
Bildungsminister Heinz Faßmann schickt ein Gesetz in Begutachtung, das die Digitalisierung der Schulen regeln soll. Er setzt auf Freiwilligkeit und Schulautonomie.
Von Covid war an diesem Vormittag im Bildungsministerium ausnahmsweise kaum die Rede. Minister Heinz Faßmann und seine Vorgängerin, Sektionschefin Iris Rauskala, stellten vor, wie der Computer in Österreichs Schulen in den kommenden Jahren Einzug halten soll. Martin Bauer, der die Abteilung IT-Didaktik leitet, führte durch das neue Portal Digitale Schule, kurz PoDS genannt. In der Endausbaustufe soll es mit einem einzigen Passwort Zugang zu allen relevanten Daten für Lehrer, Schüler und ihre Eltern ermöglichen.
Bis dahin wird aber noch einige Zeit verstreichen. Bis Weihnachten haben die Schulen noch Zeit, sich zu entscheiden, ob sie an der Digitalisierungsinitiative überhaupt teilnehmen wollen und welches System sie bevorzugen. Jede Schule kann aus drei Systemen wählen, die Entscheidung gilt dann aber für alle Schüler der Anstalt.
Im Dezember müssen die Endgeräte bestellt werden, die mit Schulbeginn 2021 an Schülerinnen und Schüler der fünften und sechsten Schulstufe ausgeliefert werden sollen. Es werde ein „europaweiter Beschaffungsprozess“sein, erklärte Rauskala, da gleichzeitig rund 120.000 Geräte bestellt werden müssen.
25 Prozent der Kosten müssen übrigens die Familien der Kinder selber tragen, den Rest bezahlt das Ministerium. Bedürftige Kinder können von diesem Selbstbehalt ausgenommen werden. Das Gerät geht ins Eigentum der Schüler über. „Digital equity“, also Gleichheit vor dem Computer, sei das Ziel, erläuterte Rauskala, die in der Beamtenregierung
Bierlein das
Ressort geleitet hatte.
Auf die Frage, warum die schon von früheren Regierungen angekündigte Initiative erst jetzt umgesetzt werde, sagte Faßmann, „das müssen Sie meine Vorgängerinnen fragen“. Dem Vernehmen nach seien aber die „andersfärbigen“Finanzminister an der Verzögerung schuld gewesen.
Auf die Frage, wieso das elektronische Lernen nicht im ganzen Land auf einem einheitlichen System erfolge, antwortete Faßmann mit einem kartellrechtlichen Argument. Er wolle „technologisch neutral“vorgehen, um sich nicht dem Vorwurf auszusetzen, er bevorzuge die eine oder andere IT-Firma. Die Fragmentierung sei aber begrenzt, da nicht beliebig viele Systeme zur Auswahl stünden, sagte der Minister.
Wenn etwas von oben kommt,
betrachtet man es zunächst mit Misstrauen.
Heinz Faßmann,
Bildungsminister
Warum das Ministerium den Schulen auch die Teilnahme an dem wichtigen Modernisierungsschub freistellt, beantwortete der Minister mit dem Hinweis auf Abwehrreflexe: „Wenn etwas von oben kommt, betrachtet man es zunächst mit Misstrauen.“Daher sollten Schulen autonom bestimmen können, ob und wie sie die Computerisierung des Unterrichts gestalten wollen.
Mit der Covid-Pandemie und dem damit verbundenen Fernunterricht habe dieses Gesetz nichts zu tun, dafür gebe es eigene Initiativen, erklärte der Minister. Im Frühjahr habe das Ministerium Kindern, die daheim keinen Zugang zu Computern haben, Leihgeräte bereitgestellt, Firmen hätten mitgeholfen und aussortierte, gebrauchte PCs zur Verfügung gestellt, die man neu aufgesetzt habe. „Das würden wir im Bedarfsfall wieder machen“, kündigte
Faßmann an.