Zusammenbrechende Welten und neue Durchhalteparolen
Vom verlängerten Lockdown betroffene Unternehmer und Arbeitnehmer zwischen Pragmatismus und Verzweiflung.
Hoffnungen auf die Öffnung zumindest von Teilen behördlich geschlossener Branchen am 25. Jänner zerplatzten wie eine Seifenblase. Die Enttäuschung über die Verlängerung des Lockdowns ist in der Wirtschaft folglich groß – überraschend kam das alles freilich nicht. Recht positiv gestimmt scheint einzig die Seilbahnwirtschaft, trotz teils enormer Umsatzeinbrüche bis zu 80 Prozent. Denn Skigebiete dürfen geöffnet bleiben. „Es hätte auch in die andere Richtung gehen können“, so Manuel Kapeller-Hopfgartner, der Sprecher der Kärntner Seilbahnen. „Wir sind in Dauerkontakt mit den Behörden und werden auch kontrolliert.“Hätten die Seilbahnbetreiber „keinen guten Job gemacht, wäre die Entscheidung sicher anders ausgefallen“. Dass aber keine Skitouristen den Traumwinter auskosten können, scheint fix. Dennoch sei das Schließen von Seilbahnen keine Option. Kapeller-Hopfgartner: „Ich gehe davon aus, dass alles beim Alten bleibt.“
Zumindest im Umstand, dass eine Entscheidung gefallen ist, erblickt Sigismund Moerisch, Sprecher der Kärntner Hotellerie, einen Fortschritt. In die nahende Öffnung wurde viel Hoffnung gesetzt, sagt der Hotelier. „Aber durch das Aufkommen der Virusmutation konnte man in den letzten Tagen erahnen, dass es sehr schwierig wird.“Bis zuletzt hoffte die Kärntner Hotellerie und Gastronomie auf ein LockdownEnde. Am Sonntag sei daher „vielerorts eine Welt zusammengebrochen“, so Moerisch.
Am ehesten mit einem Aufsperren durfte der Non-Food-Handel rechnen. Aber auch dieser muss nun – wie die körpernahen Dienstleistungen – bis 8. Februar im Lockdown verharren. „Die Katastrophe geht weiter“, sagt dazu der Sprecher des Kärntner Handels, Raimund Haberl. Modische Winterware werde im Februar wohl nur mehr mit hohen Abschlägen zu verkaufen sein.
Wirtschaftskammer-Präsident Jürgen Mandl weiß, dass es „für Betroffene heftig ist, dass sie nicht aufsperren dürfen. Damit ist der Wintertourismus gelaufen.“Ob die verbesserten Unterstützungsleistungen ausreichen, werde berechnet. Mandl rät zu Pragmatismus: „Augen zu und durch.“Ähnlich Arbeiterkammer-Präsident Günther Goach: „Wenn die Infektionszahlen so sind, wie sie sind, muss man reagieren.“Auf die Arbeitnehmer dürfe man nicht vergessen: „Viele stehen vor einem existenziellen Scherbenhaufen.“
Die Forderung, die betroffenen Unternehmer stärker zu unterstützen, eint alle Branchensprecher: Moerisch warnt, dass der Ausfallsbonus nicht reichen werde, der Deckel auf den Fixkostenzuschuss müsse auf drei Millionen Euro angehoben werden. Auch der Handel plädiert für höhere Ersatzleistungen.