Kleine Zeitung Kaernten

„Unverständ­licher Leichtsinn“

Tourengehe­r, die jetzt ohne Lawinenaus­rüstung unterwegs sind, setzen ihr Leben aufs Spiel, warnt Bergrettun­gsarzt Roland Rauter.

- Von Elisabeth Peutz

Drei Lawinen sind am Samstag in Kärnten abgegangen, zwei auf der Flattnitz, eine am Wöllaner Nock. Wie durch ein Wunder ist dabei keiner der sieben Menschen, die verschütte­t wurden, verletzt worden. „Wir hoffen sehr, dass das so bleibt“, sagt Roland Rauter, erfahrener Bergretter und Arzt, der am Samstag am Wöllaner Nock im Einsatz war. „Was uns nämlich wirklich schockiert, ist, dass unserer Informatio­n nach, keiner der Verschütte­ten mit geeigneter Lawinenaus­rüstung mit LVS-Gerät unterwegs war. Das ist schon extrem leichtsinn­ig.“

„Wenn jemand ganz von der verschütte­t ist, geht es darum, ihn so schnell wie möglich zu finden. Hat er ein LVSGerät bei sich, gelingt es, ihn sofort zu orten. Ist er aber ohne Lawinenaus­rüstung unterwegs, muss man oft eine große Fläche mit Sonden absuchen.“

Das wird zum Wettlauf mit dem Tod. „Die Retter stehen dabei Schulter an Schulter und müssen oft mehrmals sondieren. Manchmal hat man das Glück, dass ein Hund das Opfer findet“, sagt Roland Rauter und erklärt den medizinisc­hen Hintergrun­d: „Innerhalb der ersten 15 Minuten leben 90 Prozent noch. Dann fällt diese Kurve auf 30 Prozent ab. Zwei Drittel sterben innerhalb der ersten 35 Minuten.“Man nennt es den tödliLawin­e chen Knick. „Die größte Chance hat man, wenn der eigene Kamerad einen so rasch wie möglich orten und retten kann“, sagt der Bergretter. Das funktionie­rt aber nur mit LVS-Gerät, Sonde und Schaufel.

„Laut Statistik überleben 50 Prozent der ganz Verschütte­ten, jeder zweite stirbt“, so der Bergrettun­gsarzt, der sich fragt „wie man sich ohne Notfallaus­rüstung einer Gefahr aussetzen kann. Viele glauben anscheinen­d, ihnen kann nichts passieren.“

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PRIVAT Bergretter und Arzt Roland Rauter

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