„Unverständlicher Leichtsinn“
Tourengeher, die jetzt ohne Lawinenausrüstung unterwegs sind, setzen ihr Leben aufs Spiel, warnt Bergrettungsarzt Roland Rauter.
Drei Lawinen sind am Samstag in Kärnten abgegangen, zwei auf der Flattnitz, eine am Wöllaner Nock. Wie durch ein Wunder ist dabei keiner der sieben Menschen, die verschüttet wurden, verletzt worden. „Wir hoffen sehr, dass das so bleibt“, sagt Roland Rauter, erfahrener Bergretter und Arzt, der am Samstag am Wöllaner Nock im Einsatz war. „Was uns nämlich wirklich schockiert, ist, dass unserer Information nach, keiner der Verschütteten mit geeigneter Lawinenausrüstung mit LVS-Gerät unterwegs war. Das ist schon extrem leichtsinnig.“
„Wenn jemand ganz von der verschüttet ist, geht es darum, ihn so schnell wie möglich zu finden. Hat er ein LVSGerät bei sich, gelingt es, ihn sofort zu orten. Ist er aber ohne Lawinenausrüstung unterwegs, muss man oft eine große Fläche mit Sonden absuchen.“
Das wird zum Wettlauf mit dem Tod. „Die Retter stehen dabei Schulter an Schulter und müssen oft mehrmals sondieren. Manchmal hat man das Glück, dass ein Hund das Opfer findet“, sagt Roland Rauter und erklärt den medizinischen Hintergrund: „Innerhalb der ersten 15 Minuten leben 90 Prozent noch. Dann fällt diese Kurve auf 30 Prozent ab. Zwei Drittel sterben innerhalb der ersten 35 Minuten.“Man nennt es den tödliLawine chen Knick. „Die größte Chance hat man, wenn der eigene Kamerad einen so rasch wie möglich orten und retten kann“, sagt der Bergretter. Das funktioniert aber nur mit LVS-Gerät, Sonde und Schaufel.
„Laut Statistik überleben 50 Prozent der ganz Verschütteten, jeder zweite stirbt“, so der Bergrettungsarzt, der sich fragt „wie man sich ohne Notfallausrüstung einer Gefahr aussetzen kann. Viele glauben anscheinend, ihnen kann nichts passieren.“