„Wintersaison ist nicht mehr zu retten“
Wie man in Tourismus, Gastronomie, Bildung und Kultur über die Entscheidung der Regierung denkt und was uns in den nächsten Wochen erwartet.
Fast ein Jahr lang hielt die Bundesregierung ihr Setting für die Information der Bevölkerung über CoronaMaßnahmen durch. Seit gestern ist alles anders:
Landeshauptleute, Sozialpartner und Opposition werden VOR der Verkündigung der Maßnahmen miteinbezogen.
Die Akteure geben quer durch die Bank zu Protokoll, dass sie nur wissen, dass sie nichts wissen, was die weitere Entwicklung betrifft. Dass sie aber ihr Bestes geben.
Nicht der Kanzler
ist der Alleinverkünder der unfrohen Botschaft, sondern neben dem Gesundheitsminister sind auch die wichtigen Ländervertreter an seiner Seite, die die Maßnahmen umsetzen müssen, und die Experten, auf deren Empfehlungen sie beruhen. Insbesondere die Landeshauptleute beschwören den Schulterschluss: Man müsse jetzt das Richtige tun, sagt Hermann Schützenhöfer als aktueller Vorsitzender der Landeshauptleutekonferenz. „Das Richtige tun ist nicht immer populär.“
Der Lockdown.
Der dritte Lockdown bleibt aufrecht. Seit dem 26. Dezember ist er in Kraft, und bevor sie das Risiko einer weiteren Niederlage nach einer Lockerung riskiert, hält die Politik daran fest. Zumal auch mit den Nachbarländern Einvernehmen darüber herrscht und man im gleichen Takt marschiert. Auch das Risiko eines „Pingpong“über die Grenze ist absehbar, weil bereits Realität gewesen.
Der Babyelefant.
Die Maske, der Abstand, das Händewaschen sind zur Beschwörungsformel für Corona-Vernunft geworden. Am Anfang stand der Appell, danach die Disziplin, am Schluss Hans Schlampian, wenn nicht sogar Verweigerung. Die Regierung schärft nach, um der Bevölkerung ins Gewissen zu reden und weil das mutierte britische Virus noch wesentlich ansteckender ist als die bisher verbreitete Variante: Der Babyelefant wächst sich aus auf zwei Meter, im Handel und in den Öffis ist nun die FFP2-Maske Pflicht. Die Preise dafür waren bisher beachtlich. Die Regierung greift ein, indem sie die Handelsketten dazu einlud, die Masken zum Selbstkostenpreis zu vertreiben. Notleidenden werden diese Masken, mit denen man nicht nur andere, sondern auch sich selbst vor
Infektionen schützt, auch gratis zur Verfügung stellt. Homeoffice wird nicht vorgeschrieben, aber noch intensiver als bisher empfohlen – überall, wo dies möglich ist, sollen sich die Firmen daran halten, aber es ist eben nicht überall möglich.
Das Ablaufdatum.
Am 8. Februar werden Geschäfte, körpernahe Dienstleister wie Friseure und Museen wieder aufgesperrt. Der Lockdown hat damit ein Ablaufdatum, wie von den Sozialpartnern gefordert. Auch für die Schulen wurde die Öffnung zugesagt: Am 8. Februar geht es für Wien und Niederösterreich wieder los, eine Woche später für alle übrigen Bundesländer.
Die Semesterferien werden zu diesem Zweck in der Steiermark und in Oberösterreich um eine Woche vorverlegt.
Die Perspektive.
Am betrüblichsten ist der Status quo für Gastronomie, Hotellerie und Veranstaltungsbereich. Aber sie bekommen zumindest eine Perspektive: Mitte Februar wird das Infektionsgeschehen evaluiert, mit dem Ziel, dass die Betriebe am 1. März wieder aufsperren können.
Die Hilfen.
Jetzt kommen „die zehn härtesten Wochen in der Corona-Pandemie“, kündigen Kanzler Kurz und Vize Werner Kogler an. Damit die Betriebe es durchhalten, werden Hilfsmaßnahmen aufrechterhalten (wie die Kurzarbeit), verlängert (wie die Förderungen für Kulturschaffende) und neu eingeführt (wie der Bonus zum Fixkostenzuschuss). Lesen Sie dazu mehr auf den folgenden Seiten.
Das Licht.
Das Licht am Ende des Tunnels sei trotz allem sichtbar, „wir werden im Sommer wieder zur Normalität zurückkehren können“, verspricht die Politik. Die Impfung macht’s möglich, es gelte nur, die Zeit zu überbrücken, bis die vulnerablen Personen immun sind – spätestens Anfang Mai. Danach wäre auch ein Wiederanstieg der Infektionszahlen verkraftbar.