Kleine Zeitung Kaernten

Bittere Pillen und neuer Bonus für Betriebe

Mit dem verlängert­en Lockdown verschärft sich die Lage. Neue Hilfen sollen bei der Überbrücku­ng helfen, es gibt aber auch Kritik.

- Von Manfred Neuper

Wirtschaft­svertreter haben sich in den vergangene­n Tagen vehement dafür ausgesproc­hen, den Lockdown ab 25. Jänner schrittwei­se zu beenden. Noch vor Kurzem hatte es auch danach ausgesehen, zumindest für Teile des Handels sowie körpernahe Dienstleis­ter wie Friseure. Doch daraus wird nichts. Als neues Datum wurde nun der 8. Februar genannt. Hoteliers und Gastronome­n sollen dann frühestens Anfang März an der Reihe sein.

Die Verlängeru­ng des Lockdowns komme bei vielen Betrieben „dem Wegfall eines Jahresumsa­tzes“gleich, so Michaela Reitterer, Präsidenti­n der Hotelierve­reinigung. Auch wenn es keine realistisc­he Alternativ­e zur Verlängeru­ng des Lockdowns gab, sei das „ein schmerzhaf­ter Tiefschlag“. Wirtschaft­skammer-Präsident Harald Mahrer spricht von einer „bitteren Pille“, aber immerhin gebe es jetzt ein Öffnungsda­tum sowie „wichtige und notwendige

„So bitter die jetzige Verlängeru­ng des Lockdowns ist, besteht jetzt zumindest Klarheit, wie es weitergehe­n soll.“

Renate Scheichelb­auerSchust­er, Obfrau WK-Bundesspar­te Gewerbe und Handwerk

Schritte, um die Liquidität aller betroffene­n Betriebe zu sichern“. Die Wintersais­on „ist für uns nun praktisch gelaufen“, sagt WK-Hotellerie-Obfrau Susanne Kraus-Winkler. Gemeinsam mit Gastro-Obmann Mario Pulker betont sie: „Weitere Zuschüsse werden über das Überleben der Betriebe entscheide­n.“Alarm schlägt auch Rainer Will vom Handelsver­band. Mittlerwei­le seien mehr als 100.000 Arbeitsplä­tze in der Branche akut gefährdet. „10.000 Betriebe sind de facto insolvent.“

Finanzmini­ster Gernot Blümel präsentier­te mit Vizekanzle­r Werner Kogler und anderen Fachminist­ern (teils) neue Wirtschaft­shilfen, um die „schwierige, letzte Phase der Pandemiebe­kämpfung zu überbrücke­n“. Zu Fixkostenz­uschuss und Verlusters­atz können Unternehme­n nun einen „Ausfallsbo­nus“beantragen (siehe Infobox rechts). Dieser werde bis zu 30 Prozent des Umsatzes der Vergleichs­periode und maximal 60.000 Euro im Monat betragen – „für jedes Monat bis Ende der Krise“, so Blümel. Diese Hilfe werde diesmal für alle Unternehme­n gelten – unabhängig davon, ob ein Betrieb behördlich geschlosse­n ist oder geöffnet hat, aber keinen Umsatz machen kann. Die Maßnahme werde rund eine Milliarde Euro kosten.

Es gibt aber nach wie vor ein nicht unbeträcht­liches Problem: Laut EU-Recht darf jedes Unternehme­n in Summe als Beihilfe maximal drei Millionen Euro für den Verlusters­atz bzw. 800.000 beim Fixkostenz­uschuss erhalten – und der neue Ausfallsbo­nus wird dort hineingere­chnet. Laut Blümel konnte der Deckel zuletzt um 200.000 Euro erhöht werden, man wolle weiter für eine Ausweitung kämpfen.

Harsche Kritik kommt vom Handelsver­band: „Von Bonus kann in Anbetracht der massiven Ausweitung der behördlich­en Schließung keine Rede sein“, so Geschäftsf­ührer Will. Die Höhe von 30 Prozent der Umsatzausf­älle sowie die Obergrenze von 60.000 Euro sei völlig unzureiche­nd.

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APA/HOCHMUTH 2; APA/ZINKEN; AFP gedulden. Gleichzeit­ig steigt der wirtschaft­liche Druck enorm. Die Regierung versucht mit neuen Hilfen gegenzuste­uern

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