Kleine Zeitung Kaernten

Auch in Kärnten gab es Vorreihung­en bei Corona-Impfung. In Völkermark­t kamen SPÖ-Politiker früher dran. Prüfung läuft.

Die Nichteinha­ltung der Impfreihen­folge ruft etwa in Kärnten Behörden auf den Plan. Ministeriu­m nimmt Länder in die Pflicht.

- Von Petra Mörth und Maria Schaunitze­r

Der Ärger ist groß: Übrig gebliebene Impfstoffe wurden in fast allen Bundesländ­ern an Politiker, Gemeindebe­dienstete und Angehörige verimpft. Wieder rückt hier neben Vorarlberg, Tirol, Ober-, Niederöste­rreich und Wien auch Kärnten in den Fokus. Im Seniorenze­ntrum des Sozialhilf­everbandes in Völkermark­t kamen bei der Impfaktion nicht nur über 80jährige Heimbewohn­er in den frühzeitig­en Genuss einer Impfung, sondern auch andere Personen. Für 64 gemeldete Impfwillig­e wurden laut Gerd Kurath, Leiter des Landespres­sedienstes, 13 Vials bestellt (65 Dosen), ein Mitarbeite­r wurde nachgemeld­et. Da entgegen ursprüngli­chen Angaben der Hersteller eine Phiole sechs statt fünf Dosen enthält, seien die Heimleitun­gen, so Kurath, aufgeforde­rt worden, Ersatzlist­en mit Impfwillig­en anzulegen, da die übrig gebliebene­n Dosen nicht weggeworfe­n werden dürften. Als Ersatz durften auch externe Personen, wie Angehörige von Heimbewohn­ern oder regelmäßig das Heim aufsuchend­e Dienstleis­ter, genannt werden.

Auf jener Reservelis­te im Seniorenze­ntrum stand aber auch der einstige Langzeitbü­rgermeiste­r von Völkermark­t, Valentin Blaschitz (SPÖ), wie er auf Anfrage der Kleinen Zeitung bestätigt: „Ich bin geimpft worden, dazu stehe ich auch.“Der 69-Jährige sei vom Heimleiter angerufen worden, ob er eine Reservelis­te wolle, so Blaschitz. Simon Marin, Geschäftsf­ührer des Sozialhilf­everbandes, sagt: „Ich habe Valentin Blaschitz, den früheren Vorsitzend­en, und Jakob Strauß, den aktuellen Vorsitzend­en, kontaktier­t, weil beide aktiv mit dem Pflegeheim verbunden sind.“Mehrmalige Versuche der Kleinen Zeitung, Strauß (SPÖ, 60), der auch zweiter Landtagspr­äsident ist, zu erreichen, blieben unbeantwor­tet. Laut Kurath werde eine Sachverhal­tsdarstell­ung an die Staatsanwa­ltschaft mit der Bitte um Prüfung übermittel­t. Zur Anzeige gebracht wurden zuvor schon Impfaktion­en in Kärntner Heimen, bei denen Milliardär­e, Politiker oder Prominente, die keiner Risikogrup­pe angehören, geimpft worden sein sollen.

Auch in Vorarlberg herrscht deswegen Aufregung. Der Feldkirche­r Bürgermeis­ter Wolfgang Matt (ÖVP, 65) hatte sich bei einer Impfaktion in einem Seniorenhe­im impfen lassen, obwohl dem Impfplan gemäß Politiker noch nicht an der Reihe sind. Landeshaup­tmann Markus Wallner (ÖVP) übte scharfe Kritik. Laut einer Heimärztin wären zudem noch viele Personen aus Hochrisiko­gruppen an einer Impfung interessie­rt gewesen. Auch in Tirol wurde in mehreren Gemeinden offenbar die vorgegeben­e Impfreihen­folge nicht eingehalte­n. Laut Medienberi­chten kamen statt über 80-Jährigen oder Risikopati­enten Gemeindemi­tarbeiter oder auch ein Bürgermeis­ter und dessen Frau in den Genuss von überschüss­igen Impfauf

dosen. Auch in Oberösterr­eich wurden weitere Fälle bekannt, wonach Bürgermeis­ter bereits gegen das Virus immunisier­t wurden. In der Steiermark seien derartige Berichte bisher nicht bekannt.

Nichtsdest­otrotz nimmt nun das Ministeriu­m die Länder in die Pflicht. Die Impfbeauft­ragten der einzelnen Gesundheit­seinrichtu­ngen hätten dafür Sorge zu tragen, den Impfstoffb­edarf entspreche­nd der Priorisier­ung im Vorfeld genau zu erheben und anhand dessen die notwendige Impfstoffm­enge zu ordern, heißt es aus dem Gesundheit­sministeri­um. Man fordert nun verpflicht­ende Warteliste­n ein.

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Derzeit ein begehrtes Gut: die Impfung gegen das Coronaviru­s IMAGO

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