Auch in Kärnten gab es Vorreihungen bei Corona-Impfung. In Völkermarkt kamen SPÖ-Politiker früher dran. Prüfung läuft.
Die Nichteinhaltung der Impfreihenfolge ruft etwa in Kärnten Behörden auf den Plan. Ministerium nimmt Länder in die Pflicht.
Der Ärger ist groß: Übrig gebliebene Impfstoffe wurden in fast allen Bundesländern an Politiker, Gemeindebedienstete und Angehörige verimpft. Wieder rückt hier neben Vorarlberg, Tirol, Ober-, Niederösterreich und Wien auch Kärnten in den Fokus. Im Seniorenzentrum des Sozialhilfeverbandes in Völkermarkt kamen bei der Impfaktion nicht nur über 80jährige Heimbewohner in den frühzeitigen Genuss einer Impfung, sondern auch andere Personen. Für 64 gemeldete Impfwillige wurden laut Gerd Kurath, Leiter des Landespressedienstes, 13 Vials bestellt (65 Dosen), ein Mitarbeiter wurde nachgemeldet. Da entgegen ursprünglichen Angaben der Hersteller eine Phiole sechs statt fünf Dosen enthält, seien die Heimleitungen, so Kurath, aufgefordert worden, Ersatzlisten mit Impfwilligen anzulegen, da die übrig gebliebenen Dosen nicht weggeworfen werden dürften. Als Ersatz durften auch externe Personen, wie Angehörige von Heimbewohnern oder regelmäßig das Heim aufsuchende Dienstleister, genannt werden.
Auf jener Reserveliste im Seniorenzentrum stand aber auch der einstige Langzeitbürgermeister von Völkermarkt, Valentin Blaschitz (SPÖ), wie er auf Anfrage der Kleinen Zeitung bestätigt: „Ich bin geimpft worden, dazu stehe ich auch.“Der 69-Jährige sei vom Heimleiter angerufen worden, ob er eine Reserveliste wolle, so Blaschitz. Simon Marin, Geschäftsführer des Sozialhilfeverbandes, sagt: „Ich habe Valentin Blaschitz, den früheren Vorsitzenden, und Jakob Strauß, den aktuellen Vorsitzenden, kontaktiert, weil beide aktiv mit dem Pflegeheim verbunden sind.“Mehrmalige Versuche der Kleinen Zeitung, Strauß (SPÖ, 60), der auch zweiter Landtagspräsident ist, zu erreichen, blieben unbeantwortet. Laut Kurath werde eine Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft mit der Bitte um Prüfung übermittelt. Zur Anzeige gebracht wurden zuvor schon Impfaktionen in Kärntner Heimen, bei denen Milliardäre, Politiker oder Prominente, die keiner Risikogruppe angehören, geimpft worden sein sollen.
Auch in Vorarlberg herrscht deswegen Aufregung. Der Feldkircher Bürgermeister Wolfgang Matt (ÖVP, 65) hatte sich bei einer Impfaktion in einem Seniorenheim impfen lassen, obwohl dem Impfplan gemäß Politiker noch nicht an der Reihe sind. Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) übte scharfe Kritik. Laut einer Heimärztin wären zudem noch viele Personen aus Hochrisikogruppen an einer Impfung interessiert gewesen. Auch in Tirol wurde in mehreren Gemeinden offenbar die vorgegebene Impfreihenfolge nicht eingehalten. Laut Medienberichten kamen statt über 80-Jährigen oder Risikopatienten Gemeindemitarbeiter oder auch ein Bürgermeister und dessen Frau in den Genuss von überschüssigen Impfauf
dosen. Auch in Oberösterreich wurden weitere Fälle bekannt, wonach Bürgermeister bereits gegen das Virus immunisiert wurden. In der Steiermark seien derartige Berichte bisher nicht bekannt.
Nichtsdestotrotz nimmt nun das Ministerium die Länder in die Pflicht. Die Impfbeauftragten der einzelnen Gesundheitseinrichtungen hätten dafür Sorge zu tragen, den Impfstoffbedarf entsprechend der Priorisierung im Vorfeld genau zu erheben und anhand dessen die notwendige Impfstoffmenge zu ordern, heißt es aus dem Gesundheitsministerium. Man fordert nun verpflichtende Wartelisten ein.