Kleine Zeitung Kaernten

Politiker vor?

- Maria Schaunitze­r

Jeder Geimpfte zählt bei der Bekämpfung der Pandemie. Das ist unumstritt­en. Es darf in Zeiten der Knappheit von Vakzinen keine einzige Impfdosis weggeworfe­n werden. Doch ist es wirklich vertretbar, Bürgermeis­ter oder gar deren Ehefrauen zu immunisier­en, bevor alle Heimbewohn­er oder über 80-Jährigen an der Reihe waren?

Nach dem Motto „Man ist sich eben selbst der Nächste“werden in manchen Kommunen die Ellbogen ausgefahre­n. Es geht schließlic­h ums Überleben. Für Ältere und Risikogrup­pen mehr – für manche Funktionär­e wohl weniger. Doch das scheint zweitrangi­g.

Nun ist es tatsächlic­h so, dass in Heimen einzelne Dosen übrig bleiben, da Bewohner krank sind oder ihre Meinung geändert haben.

Der sehr fragile Impfstoff muss dann innerhalb von Stunden benutzt werden, sonst landet er in der Tonne. Hier Impfwillig­e nach vor zu reihen, ist bis zu einem gewissen Grad legitim und sinnvoll. Doch ob das unbedingt Ortschefs oder Gemeindebe­dienstete sein müssen, ist fraglich. Klare Vorgaben für Warteliste­n sind also nötig. eist hinterlass­en diese Fälle zumindest eine schiefe Optik. Manchmal darf man aber mehr dahinter vermuten. Von sogenannte­n Spenden sei die Rede. Die Behörden prüfen nun. Zu Recht: Denn es kann nicht sein, dass in Heimen 50 Impfdosen übrig bleiben, wenn zuvor der Bedarf genau erhoben werden muss. Hier muss man von einem System ausgehen. Denn 50 über Nacht Erkrankte gibt es selbst in Pandemieze­iten kaum. Aber: Für viele kommt die Moral eben erst nach dem Impfen.

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