Wachsamkeit
Es ist nur ein kurzer Sprung von einer flüchtigen Facebook-Bekanntschaft, der Eltern-Whatsappgruppe oder einer harmlosen Diskussion sonst wo in die übelsten Abgründe der Verschwörungstheorien. Die Schneisen, die die Pandemie und ihre Bekämpfung in unseren Alltag geschlagen hat, sind zugleich auch zu Einfallstoren von Verschwörungstheorien aller Art geworden: dass uns allen Chips implantiert werden sollen, irgendwelche elendigen Stoffe gespritzt oder Diktaturen errichtet: Das Programm ist über weite Strecken ebenso vielfältig wie primitiv.
Während sich die Technologie, mit der sich solche Räubergeschichten verbreiten, zur Sekundenschnelle weiterentwickelt hat, sind die Themen, die dahinterliegen, die gleichen wie in düsteren Zeiten: „Im Kontext der Covid-19-Pandemie kursieren (...) antisemitische Verschwörungsideologien, wie z. B. die ,AdrenochromTheorie‘, die inhaltliche Anleihen an ,Ritualmordlegenden‘ aufweist“, heißt es im neuen Strategiepapier der Republik gegen Antisemitismus, und weiter: „Auch in der analogen Welt werden ,alte Feindbilder‘ (...) und antisemitische Stereotype tradiert.“n der Vergangenheit habe „Gewalt aus konspirativen Überzeugungen zu Zerstörung, Tod und Pogromen geführt“, schreiben die Fachleute. Eine ernüchternde Erinnerung, wohin Lügengebäude schnell führen können, wenn man einmal in sie hineingekippt ist.
Gut, dass dieses Thema – zunächst einmal theoretisch – in der Strategie angegangen und ausgesprochen wird. Gegen dieses Gift gilt es, wachsam zu bleiben.
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