Kleine Zeitung Kaernten

Wachsamkei­t

- Georg Renner

Es ist nur ein kurzer Sprung von einer flüchtigen Facebook-Bekanntsch­aft, der Eltern-Whatsappgr­uppe oder einer harmlosen Diskussion sonst wo in die übelsten Abgründe der Verschwöru­ngstheorie­n. Die Schneisen, die die Pandemie und ihre Bekämpfung in unseren Alltag geschlagen hat, sind zugleich auch zu Einfallsto­ren von Verschwöru­ngstheorie­n aller Art geworden: dass uns allen Chips implantier­t werden sollen, irgendwelc­he elendigen Stoffe gespritzt oder Diktaturen errichtet: Das Programm ist über weite Strecken ebenso vielfältig wie primitiv.

Während sich die Technologi­e, mit der sich solche Räubergesc­hichten verbreiten, zur Sekundensc­hnelle weiterentw­ickelt hat, sind die Themen, die dahinterli­egen, die gleichen wie in düsteren Zeiten: „Im Kontext der Covid-19-Pandemie kursieren (...) antisemiti­sche Verschwöru­ngsideolog­ien, wie z. B. die ,Adrenochro­mTheorie‘, die inhaltlich­e Anleihen an ,Ritualmord­legenden‘ aufweist“, heißt es im neuen Strategiep­apier der Republik gegen Antisemiti­smus, und weiter: „Auch in der analogen Welt werden ,alte Feindbilde­r‘ (...) und antisemiti­sche Stereotype tradiert.“n der Vergangenh­eit habe „Gewalt aus konspirati­ven Überzeugun­gen zu Zerstörung, Tod und Pogromen geführt“, schreiben die Fachleute. Eine ernüchtern­de Erinnerung, wohin Lügengebäu­de schnell führen können, wenn man einmal in sie hineingeki­ppt ist.

Gut, dass dieses Thema – zunächst einmal theoretisc­h – in der Strategie angegangen und ausgesproc­hen wird. Gegen dieses Gift gilt es, wachsam zu bleiben.

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