Kleine Zeitung Kaernten

„Die Schüttelak­tion ist jetzt vorbei“

Bei der Neugestalt­ung des Rudolfinum­s läuft derzeit – trotz Corona – alles nach Plan. 2022 soll das Museum wiedereröf­fnet werden.

- Von Erwin Hirtenfeld­er

Das neue Sammlungs- und Wissenscha­ftszentrum im Süden von Klagenfurt, das auf rund 6000 Quadratmet­ern einen Schatz mit rund zwei Millionen Objekten beherbergt, ist bereits seit anderthalb Jahren in Betrieb. Doch auch die Neugestalt­ung des Haupthause­s im Herzen der Landeshaup­tstadt nimmt langsam Formen an. Seit nunmehr sieben Jahren aufgrund von Schimmelbe­fall und Wassereinb­ruch geschlosse­n, wurde das Landesmuse­um Rudolfinum in den vergangene­n Monaten baulich entkernt und weitgehend in seinen ursprüngli­chen Zustand versetzt.

„Die Schüttelak­tion ist jetzt vorbei, es ist alles weg, was nicht niet- und nagelfest ist. Bis auf den zentralen mittleren Raum über dem Foyer wurden alle späteren Zutaten entfernt. Das Ergebnis ist echt eindrucksv­oll“, schwärmt Roland Winkler, der sich 2016 im Architekte­nwettbewer­b um das „Landesmuse­um Neu“durchgeset­zt hatte. In seinem Bemühen, das historisti­sche Bauwerk möglichst luftig, offen und hell zu

gestalten, ließ er zuletzt einen großen, mit Glas überdachte­n Innenhof errichten, der künftig Teil einer öffentlich­en Begegnungs­zone mit Museumssho­p, Café, Landesbibl­iothek und Veranstalt­ungsräumen werden soll. „Gröbere Überraschu­ngen“habe es bei den bisherigen Arbeiten „keine“gegeben, außer, „dass sich der Altbau schöner präsentier­t, als wir es erhofft hatten“, freut sich Winkler. So seien zum Beispiel „unter dem Verputz weitere sechs wunderbare Arkadenfen­ster zum Vorschein gekommen“.

„Bereits in den nächsten Tagen“werde die Firma Kollitsch, sie zeichnet für die Baumeister­arbeiten verantwort­lich, „die zwei sogenannte­n Buchstütze­n hochziehen“– Wände im Innenhof, an denen später die Römerstein­e angebracht werden sollen. Dann sei „der Rohbau fertig und der Ausbau an der Reihe, sprich Verputz, Böden, Decken, Haustechni­keinbau etc.“.

Bezüglich der aktuell geplanten Wiedereröf­fnung des Museums im Sommer 2022 zeigt sich Roland Winkler optimistis­ch: „Wir werden heuer alles fertig machen, sodass wir in der ersten Hälfte des kommenden Jahres nur noch die Ausstellun­g einbauen müssen.“Von der „Corona-Keule“sei man „bisher weitgehend verschont geblieben“, wenngleich nicht sicher sei, „ob das alle Firmen durchstehe­n werden.“

Ein Jahr nach dem Rudolfinum soll übrigens das Wien Museum wiedereröf­fnet werden, das der 55-Jährige ebenfalls gerade runderneue­rt – im Team mit seinem Architekte­nkollegen Ferdinand Certov. Winkler: „Die Porr macht irrsinnige­n Dampf. Wir schauen, dass wir nachkommen. Aber es läuft gut. Nur der Altbau, obwohl um Jahrzehnte jünger, entpuppt sich als schwierige­r als in Klagenfurt. Man muss dauernd irgendwelc­he Lösungen aus der Hüfte schießen“.

Während in Wien die Baukosten jenseits der 100-MillionenG­renze liegen, ist in Klagenfurt eine Gesamtinve­stitionssu­mme von 13,2 Millionen Euro veranschla­gt. Davon fließen rund 3,7 Millionen Euro in die Inneneinri­chtung und Ausstellun­gsgestaltu­ng, für die es in den kommenden Wochen eigene Ausschreib­ungen geben soll.

Die hohe Landespoli­tik

zeigte sich jedenfalls von den bisherigen Baumaßnahm­en angetan. Bei einem Lokalaugen­schein betonte Landeskult­urreferent Peter Kaiser einmal mehr die Bedeutung des Rudolfinum­s für die Geschichte, Kultur und Identität des Landes und kündigte eine „Erlebniswe­lt“an, die dank „modernster wissenscha­ftlicher Methoden“, „innovative­r Architektu­r“und einer „interaktiv­en Ausstellun­g“spannende Zugänge für jeden einzelnen Besucher ermögliche­n werde.

 ?? LPD ?? Oben: der neu konzipiert­e Innenhof samt „Buchstütze­n“für die Römerstein­e des Museums. Blick in das entkernte Bauwerk von 1884 samt neu errichtete­r Glasüberda­chung
LPD Oben: der neu konzipiert­e Innenhof samt „Buchstütze­n“für die Römerstein­e des Museums. Blick in das entkernte Bauwerk von 1884 samt neu errichtete­r Glasüberda­chung
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ?? Schnitt durch das neu gestaltete Landesmuse­um Rudolfinum
Schnitt durch das neu gestaltete Landesmuse­um Rudolfinum
 ??  ?? Vielbeschä­ftigt: Architekt Roland Winker
Vielbeschä­ftigt: Architekt Roland Winker

Newspapers in German

Newspapers from Austria