Nachrichten hüben & drüben
Imartin.gasser@kleinezeitung.at
Öfters einmal zappt man relativ lust- bzw. ziellos durch die Spartenkanäle, die auf den hinteren Plätzen um Aufmerksamkeit buhlen. Am Katzentisch des Fernsehens geht es aber oft bunter und spannender zu als anderswo. Auf einem Kanal laufen etwa 20 Jahre alte ARD-Tagesschauen. Das ist einerseits lehrreich für alle, die glauben, früher wäre alles besser gewesen, andererseits sind diese Nachrichten nicht nur inhaltlich, sondern auch formal auffällig.
Damals wurden Nachrichten noch in einem neutraleren Tonfall vorgelesen als heute. In Deutschland hat sich das bis heute stärker erhalten als in Österreich. Verglichen mit ZiB-Moderatoren, ganz zu schweigen von denen auf Privatsendern, sind deutsche Sprecher immer noch deutlich sachlicher, während in Österreich sprachliche Betonungen und Verstärkungen Einzug gehalten haben, die zulasten der Neutralität gehen. Das mögen viele als angenehmer und verständlicher empfinden und liegt gut im Trend der Zeit, in der nichts mehr grau und theoretisch, sondern alles bunt und niederschwellig sein sollte. n Österreich gibt’s sogar einen Sprecher, der seit Jahrzehnten alles, was er vorliest, (vermutlich ungewollt) mit einer Art ironisch-süffisantem Ton unterlegt. Was angesichts von Nachrichten von Erdbeben-Unglücken und Hungersnöten immer schon merkwürdig geklungen hat.