Kleine Zeitung Kaernten

Frau Landeshaup­tmann, die erste

Vor 25 Jahren wurde die erste Landesspit­ze Österreich­s weiblich.

- Thomas Rossacher

Am Anfang ein persönlich­er Eindruck vom politische­n Schlussakt: Waltraud Klasnic hatte steirische Journalist­en nach geschlagen­er Landtagswa­hl zum Abendessen eingeladen. Um sich, na ja, zu bedanken. Wohlgemerk­t nicht nach dem Wahltriump­h 2000 – die ÖVP holte da plus elf Prozentpun­kte –, sondern nach der für „die Chefin“(Burg-Sprech) bitteren Niederlage 2005. Mit Scheuklapp­en der Parteizent­ralen betrachtet, hätte allein die SPÖ Grund gehabt, einzuladen ... Klasnic zog sich nach dieser Wahl aus allen politische­n Ämtern zurück.

In der Einleitung zur Ernennung zur ersten „Frau Landeshaup­tmann“der Republik stand die Wahlnieder­lage von Josef Krainer jun. und der steirische­n VP. Sie wurde 1995 von den Wählern abgestraft, Krainer übergab das „Zepter“an Klasnic. Am 23. Jänner 1996 erfolgte die Angelobung beim damaligen Bundespräs­identen Thomas Klestil.

Eine Frau an der Landesspit­ze sorgte über die Grenzen hinaus für Aufsehen. Für die Jüngeren: Salzburgs Landeshaup­tfrau Gabriele Burgstalle­r wurde im Jahr 2004, die deutsche Kanzlerin Angela Merkel 2005 zum ersten Mal angelobt. Klasnic traf sich noch mit Vorgänger Helmut Kohl.

Abschrecke­n ließ sich die heute 75Jährige vom männerdomi­nierten Politikbet­rieb keinesfall­s. Ansonsten hätte es die Gemeinderä­tin, Bundesräti­n spätestens als Landtagsab­geordnete nicht in die Landesregi­erung gezogen. Aber Fleiß, Machtbewus­stsein und Empathie machten sie zwischenze­itlich zur Vorzeigepo­litikerin. 1998 beim Grubenungl­ück von Lassing war die Politikeri­n schlicht für die Menschen da.

Es waren der männerdomi­nierte Politikbet­rieb – der Streit unter ihren „Kronprinze­n“und ein neuer Gegenspiel­er der SPÖ – sowie Skandale und Fehleinsch­ätzungen, die Klasnics LHLaufbahn ein Ende setzten. Seither meidet sie den Politikbet­rieb. Engagiert sich mit viel Herz im Hospizverb­and Österreich und in der Opferschut­zkommissio­n bzw. im Universitä­tsrat der Montanuni.

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