Verkehrsbüro-Chefin Helga Freund sieht Durststrecke für Reisen.
Die Krise beutelt auch Österreichs größtes Tourismusunternehmen, die Verkehrsbüro Group, schwer. Die Hoffnung liegt nun auf dem Sommer und den Impfungen, sagt Vorstandsmitglied Helga Freund.
Die Frage, die wohl die meisten Menschen derzeit bewegt, ist eine ganz schlichte: Wann können wir endlich wieder normal verreisen?
HELGA FREUND: Was wird normal sein? Im vergangenen Sommer war Reisen ja möglich, nur eben nicht so wie vor der Pandemie. Eine Rückkehr auf ein Niveau wie vor Covid-19-Zeiten wird nur stufenweise erfolgen. Wir gehen davon aus, dass diesen Sommer wieder mehr gereist werden kann. Ich hoffe, es geht doch schneller mit den Impfungen. Die Sehnsucht nach Reisen ist jedenfalls sehr groß. Das zeigt eine Umfrage, die wir mit 4511 Menschen gemacht haben, ganz deutlich. 98 Prozent wollen heuer verreisen. So einen hohen Wert hatten wir in unseren Umfragen noch nie.
Das ist verständlich, aber soll man tatsächlich jetzt schon Urlaubspläne schmieden oder doch lieber noch etwas abwarten? Unbedingt sollte man planen. Wir wissen nicht nur durch die Umfrage, dass neben dem Reisebedürfnis auch das Sicherheitsbedürfnis der Menschen sehr hoch ist. Das merken wir in den Reisebüros.
Sind die derzeit besetzt?
Sie sind telefonisch erreichbar. Die meisten Mitarbeiter sind zwar im Homeoffice, aber manche Büros sind sogar tatsächlich mit einzelnen Kollegen besetzt. Beratung ist gefragt, deshalb gibt es auch eine Service-Zentrale im Headoffice. Viele wollen wissen, wo sie denn überhaupt hinfahren können. Oder zum Beispiel, ob ich für Griechenland eine Impfung brauche. Oder ob ich auch wieder stornieren kann, wenn ich die nicht rechtzeitig bekomme. Wir sehen da bei uns eine große Verantwortung in der Aufklärung. Es gibt ja dauernd neue Information zu den einzelnen Ländern. Da haben wir ein ganzes Team dahintergesetzt, das sich nur darum kümmert.
Ist es aus rechtlicher Sicht gescheit, schon jetzt fix zu buchen? Wer sich Reisen selbst zusammenstellt, Flüge im Internet bucht, hat ein hohes Risiko. Das sagen die Konsumentenschützer klar. Wenn Reisen wieder möglich ist, wird das vor allem in Europa sein. Deshalb bieten wir jetzt schon einige Pauschalreisen an, wenn man die frühzeitig bucht, konkret bis Ende März, dann kann man bis zu 14 Tage vor Reiseantritt ohne Angabe von Gründen stornieren und man bekommt seine Anzahlung zurück. Das sind vor allem Ziele am Meer etwa in Griechenland, Italien oder Kroatien. Da wird es eher beschränkte Kapazitäten geben.
Wie ist die Nachfrage?
Sehr gut. Ein Viertel der Umfrage-Teilnehmer würde sogar schon wieder gerne eine Fernreise buchen. Aber das wird wahrscheinlich erst wieder im Herbst oder im kommenden Winter möglich sein. Wir haben Expeditionskreuzfahrten für den Sommer 2022, die jetzt schon völlig ausgebucht sind.
Wegen der britischen Virusvariante erwarten Infektiologen allerdings einen neuen Höhepunkt der Pandemie im März. Wünscht man sich bei derart unsicheren Aussichten nicht noch kurzfristigere Stornomöglichkeiten?
Wir reden ja jetzt vor allem über Juli und August. Es geht sozusagen um null Risiko für alle, die sich ihren Sommerurlaub zum richtigen Termin am Wunschplatz sichern wollen.
Wie wird das bei kurzfristigen politischen Entscheidungen sein, falls Länder weiter oder wieder als Risikogebiet gelten?