„Es fühlt sich an wie zur Studentenzeit“
Thiem-Manager Herwig Straka schildert die aktuelle Quarantäne-Situation in Adelaide.
Sie befinden sich nun bereits seit über einer Woche in Adelaide im selben Hotel wie Ihr Schützling Dominic Thiem in Quarantäne. Fällt Ihnen bereits die Decke auf den Kopf?
HERWIG STRAKA: Nein, man gewöhnt sich an die Einschränkungen und jeder hat gewusst, dass dies kein Wunschkonzert wird. Außerdem kann ich beim Training von Dominic dabei sein und zu dieser Zeit aus dem Zimmer.
Wie vertreiben sich die Zeit?
Als Dominics Manager und ATP-BoardDirektor ist genug zu tun, ich arbeite acht Stunden am Tag. Und da es aus Sicherheitsgründen keinen Zimmerservice gibt, müssen wir selbst die Betten überziehen, Wäsche waschen und kochen. Es fühlt sich an wie zur Studentenzeit.
Haben Sie sonst zu niemandem Kontakt?
Nein, der Hoteltrakt ist abgeriegelt. Ein Mal am Tag kommt jemand vorbei, um einen Corona-Test zu machen. Wenn es zum Training geht, wird man abgeholt, zum Lift gebracht und dann bei der Hotelgarage hinausbegleitet.
Ja, aber nachvollziehbar. Die Australier hatten einen 117-tägigen Lockdown. Der Vorteil ist, wenn man die Quarantäne hinter sich hat, kann man sich danach quasi so frei bewegen wie vor Ausbruch der Pandemie. Und in vier Tagen haben wir es überstanden.
Wie läuft das Training bei Dominic und was macht er abseits des täglichen Sports?
Das Training läuft gut und er befindet sich auf einem sehr hohen Niveau. Auf seinem Zimmer vertreibt er sich die Zeit mit Serienschauen, Computerspielen und Lesen.
Coach Nicolas Massu wurde positiv getestet und sitzt in Miami fest. Gibt er von dort Anweisungen?
Ja, Dominics Vater Wolfgang leitet das Training und ist viel in Kontakt mit Nico. Der ist zwar mittlerweile negativ, wird es aber dennoch nicht zu den Australian Open schaffen.
Die Top 3 der Damen und Herren sind in Adelaide in Quarantäne, während der Rest in Melbourne untergebracht ist. Es wurde Kritik laut, dass die Topspieler Privilegien genießen würden.
Die wenigen Vorteile bestehen darin, dass das Team des Spielers größer sein darf, dass es sich bei den Trainingszeiten nicht so staut und dass die Zimmer einen Balkon haben. Dafür muss Dominic nach der Quarantäne noch von Adelaide nach Melbourne reisen und hat keine Zeit, sich vor dem ATP-Cup auf die dortigen Verhältnisse einzustellen.
Wie sieht es auf der ATP-Tour aus: Steht der Turnierkalender auf sehr wackligen Beinen?
Wir müssen abwarten, wie sich die Situation in den einzelnen Ländern entwickelt und können derzeit nichts steuern, sondern nur reagieren. Die Turniere in Rio und Indian Wells wurden bereits verschoben, andere abgesagt. Man kann nur hoffen, dass es bald besser wird.