Reichlich immun gegen Attacken
AstraZeneca-Boss ortet Fehler in der Impfstoff-Causa weiter bei der EU.
Der Streit um Lieferengpässe beim AstraZeneca-Impfstoff gegen das Coronavirus scheint noch nicht beendet – ein Krisentreffen zwischen dem Pharmakonzern und der Europäischen Union brachte keine Klärung. Konzernchef Pascal Soriot betont weiter, dass der Grund für die Schwierigkeiten in den Brüsseler Entscheidungszentralen und eben nicht in seinem Unternehmen zu suchen seien.
Der 61-Jährige zeigt sich gegen Attacken relativ immun und kritisiert die Europäische Union offen: Brüssel wollte nach seinen Worten mehr oder weniger zum selben Zeitpunkt beliefert werden wie die Briten – diese hätten allerdings ihren Kontrakt bereits drei Monate früher unterzeichnet. „Wir haben zugesagt, unser Bestmögliches zu tun („best effort“hieß es im Originaltext, Anmerkung), doch unser Vertrag enthält keine vertragliche Verpflichtung“, konterte er mit der gewieften Routine eines Topmanagers die aktuellen Vorwürfe.
Der Franzose, der den britischschwedischen Pharmakonzern mit Stammsitz im britischen Cambridge seit 2012 leitet, hat einst nach einem Medizinstudium einen MBA an der renommierten HEC in Paris erworben. Danach folgten berufliche Stationen unter anderem bei Roussel Uclaf, Aventis und Roche. Der Manager, der wie seine drei Brüder Arzt ist, ist demnach mit vielen Wasser gewaschen. 2019 – also vor der Pandemie – brachte es AstraZeneca bereits auf 24 Milliarden USDollar Umsatz. Mit 70.600 Mitarbeitern ist man einer der weltgrößten Hersteller von Arzneimitteln.
Eine Offenlegung der Kontrakte dürfte Klarheit in die Causa bringen – aber auch das wird die 80 Millionen Dosen, die die EU laut eigener Aussage für das aktuelle Quartal bestellte, so rasch nicht herbeizaubern. Soriot selbst dürfte nicht aus der Fassung gebracht worden sein: „Wir alle sind enttäuscht“, ließ der zweifache Familienvater, der auch in Australien lebt, wissen. Bei der Produktion neuer Medikamente und Impfstoffe seien Probleme aber erwartbar.