Merkur wird zu „Billa Plus“: Das soll neue Schlagkraft bringen
Rewe stellt seine wichtigste Marke in Österreich neu auf und spart sich künftig viele Doppelgleisigkeiten.
Nach drei Jahren massiver interner Veränderungen beendet der Rewe-Konzern jetzt die 51-jährige Geschichte der Merkur-Märkte. Die werden ab April zu „Billa Plus“. „Wir verheiraten das Beste aus beiden Welten“, so Rewe-Österreich-Chef Marcel Haraszti.
In der Gruppe verspricht man sich davon wesentlich niedrigere Kosten und mehr Schlagkraft. „Das erlaubt uns, das Budget für einen Markenauftritt zu bündeln. Wir werden auch einiges in der Eigenmarkenwelt ändern“, sagt Elke Wilgmann, Mitglied des Vorstands. Man müsse nun nicht mehr zwei Eigenmarken, zwei Lagerplätze, zwei Werbeagenturen haben. Die Rewe-Gruppe hatte 2020 ihre lange unangefochtene Marktführerschaft in Österreich an den Erzkonkurrenten Spar verloren. Die Werbung in Tageszeitungen hatte man einige Jahre praktisch auf null heruntergefahren, obwohl zwischen Spar und den Diskontern Hofer und Lidl ein Preiskampf tobt.
Die 2018 begonnene Bereinigung zu komplexer Strukturen mit vielen Doppelgleisigkeiten kostete im Vorjahr 250 Mitarbeiter in der Konzernzentrale in Wiener Neudorf den Job. Die Straffung vieler Bereiche sparte Haraszti zufolge einen zweistelligen Millionenbetrag ein, „den investieren wir jetzt“.
zurückgewinnen zu wollen, das betont Haraszti beim Online-Pressegespräch am Donnerstag mehrfach. Gelingen soll das etwa mit einer zweiten Bio-Sortimentsschiene neben der Pionier-Marke „Ja natürlich“. Die ist günstiger und soll auch junge Kunden bringen. Grundsätzlich will Rewe künftig alle Standorte stark auf lokale Kundenbedürfnisse ausrichten – nicht zuletzt mithilfe verknüpfter Daten.
Hinter den Kulissen laufen zudem Gespräche, wie bei der Tochtergesellschaft Adeg mit ihren selbstständigen Kaufleuten eine Erneuerung aussehen könnte. „Da passiert nichts ohne die Kaufleute“, versichert Rewe-Österreich-Chef Haraszti. „Da ist nichts entschieden, ich sehe in Österreich noch Platz für ein attraktives Kaufmannsmodell.“
BillaGründer Karl Wlaschek 1969 in Wien Hernals gestarteten Merkur-Märkte mit heute 144 Standorten und 10.000 Mitarbeitern geht nicht mit Schließungen einher. In den nächsten Jahren soll das Billa-Netz sogar um 100 Standorte erweitert werden, aktuell sind es 1100 mit 20.000 Mitarbeitern. 200 Geschäfte werden demnächst umgebaut.
Nach den Investitionen gefragt, sagt Haraszti, dass man dafür pro Jahr 300 bis 350 Millionen Euro ausgebe. Corona sorgte 2020 für ein sechsprozentiges Umsatzplus. „Das haben wir aber nicht im Ertrag gespürt“, bedauert er. Es wurden andere Produkte gekauft, zudem sorgten aufwendige Sicherheitsmaßnahmen und Mitarbeiterprämien auch für hohe Kosten.