Patschert
Die Nerven liegen blank; das wäre eine Erklärung dafür, dass die EU und die Mitgliedsländer den Start der Covid-Impfprogramme derart vermasseln. Da ist der Umstand, dass die geschwärzten Teile des gestern veröffentlichten Vertrages mit dem renitenten Hersteller AstraZeneca zunächst mit einer einfachen Computerfunktion sichtbar wurden, nur noch ein Treppenwitz.
Das Ganze war von Beginn an ein Roulettespiel mit der Zukunft. Die Milliardenverträge mit einem halben Dutzend namhafter Pharmakonzerne wurden im Sommer 2020 geschlossen, als niemand wusste, ob es überhaupt jemals eine Impfung geben würde. Die Aufregung darüber ist im Grunde eine Nebelgranate. Unser Blick sollte darauf fallen, wie unkoordiniert und chaotisch alle mit der Ausnahmesituation umgehen.
Da ist das deutsche Impfkomitee, das 24 Stunden vor der EMA-Freigabe für alle Altersgruppen doch eine Ü65-Einschränkung empfiehlt und damit alle verwirrt, da sind Länder, die nicht warten wollen und russischen oder chinesischen Impfstoff einsetzen, da sind selbst in kleinen Ländern wie Österreich völlig unterschiedliche Anmeldeund Impfsysteme, da setzen Länder wie Großbritannien und nun auch die EU auf Exportbeschränkungen, die nicht nur bei der WHO Alarmrufe auslösen, weil sie Folgewirkungen befürchten. o ist er, der gemeinsame Geist, das Ziehen an einem Strang, der Grundsatz „In Vielfalt geeint“? Stattdessen Streit um des Kaisers Bart und Besserwisserei, Vorwürfe und Anfeindungen. Die Pandemie macht aus Europa einen Hühnerstall.
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