Doppelt so lustig
Komiker-Duos sind das Yin und Yang der Bühne. Gerade im Lockdown tut lachen gut. Eine Würdigung.
Genau vor 100 Jahren drehten Stan Laurel und Oliver Hardy ihren ersten gemeinsamen Film. Zwar traten sie in „The Lucky Dog“noch nicht als Paar auf, aber die einzigartige Komik zeigte sich schon damals – und dieser Stummfilm darf als Startschuss im Kino und Fernsehen für das Erfolgsmotto gelten: Gegensätze ziehen sich an. Vor der Kamera gab es seither wohl kein größeres Duo als „Laurel und Hardy“, die in Österreich unter „Dick und Doof “firmierten. Der geniale, an den Sketches tüftelnde Stan Laurel (1890–1965) und der auf seine Intuition vertrauende Oliver Hardy (1892–1957) transferierten die Slapstick-Komödie der StummfilmÄra in die Zeit des Tonfilms. Ihr Zusammenspiel war eine Symphonie des Humors. Der an Sisyphos erinnernde „Klaviertransport“, wo das gute Stück immer und immer wieder die Stufen hinunterrutscht, ist ein Glanzstück ihrer Karriere.
Am Beginn der kabarettistischen Bühnenbeziehung steht ein großes Münchner Duo: Karl Valentin (1882–1948) und Liesl Karlstadt (1892–1960), die 1911 zusammenfanden. Ihr kaskadenartiger Humor baut sich Wort um Wort auf. Etwa wenn Valentin „Im Schallplattenladen“gerne Zigarren hätte und dann, weil es diese nicht gibt, sechs Stück „so runde schwarze Platten“nimmt: „Aber nicht mit Musik.“Valentin, der schelmisch-verwirrte Komödiant, dem Karlstadt auf charmante Weise auf die Sprünge hilft.
In Österreich war es Karl Farkas (1893–1971), der die Doppelconférence mit Leben füllte: Der Wiener Farkas hat mit Fritz Grünbaum (1880–1941) schon in den 1920er-Jahren konferiert, heute ist jedoch vor allem die Zusammenarbeit mit Ernst Waldbrunn (1907–1977) in Erinnerung. Waldbrunn gab den nuschelnden, Worte übereinanderstapelnden Tölpel und Farkas den aufklärerischen Besserwisser: als Rauchfangkehrer, als Briefträger, als Herr oder Frau Schöberl und Berger. „Ich geh ins Theater, um mitreden zu können“, sagt der von sich selbst amüsierte Farkas als Frau Berger. Frau Schöberl darauf: „Stört das nicht die Vorstellung?“
Ab den 1980er-Jahren bildeten die Briten Stephen Fry und Hugh Laurie ein Duo, das schon zu Studienzeiten in Cambridge bestand und im TV von „Blackadder“über „A Bit of Fry and Laurie“bis zu „Jeeves und Wooster“reichte. In der Dramatisierung des P.-G.-Wodehouse-Stoffes spielt Fry Butler Jeeves, der den grotesken Tunichtgut Bertie Wooster (Laurie) ständig aus dem Schlamassel zieht. Eine Sternstunde.
In einer langen Reihe großer Komiker-Duos stehen auch Dirk Stermann und Christoph Grissemann. Waren sie am Anfang ihrer Karriere im „Salon Helga“vielleicht noch das „AlternativProgramm“des jungen Österreichs, ist ihr Sarkasmus mit „Willkommen Österreich“längst mitten im Mainstream angekommen. Und sie stellen hier das duale Prinzip des kabarettistischen Yin und Yang dar: eine komödiantische Dialektik von Zuckerbrot und Peitsche.