Kleine Zeitung Kaernten

Doppelt so lustig

Komiker-Duos sind das Yin und Yang der Bühne. Gerade im Lockdown tut lachen gut. Eine Würdigung.

- Von Andreas Kanatschni­g

Genau vor 100 Jahren drehten Stan Laurel und Oliver Hardy ihren ersten gemeinsame­n Film. Zwar traten sie in „The Lucky Dog“noch nicht als Paar auf, aber die einzigarti­ge Komik zeigte sich schon damals – und dieser Stummfilm darf als Startschus­s im Kino und Fernsehen für das Erfolgsmot­to gelten: Gegensätze ziehen sich an. Vor der Kamera gab es seither wohl kein größeres Duo als „Laurel und Hardy“, die in Österreich unter „Dick und Doof “firmierten. Der geniale, an den Sketches tüftelnde Stan Laurel (1890–1965) und der auf seine Intuition vertrauend­e Oliver Hardy (1892–1957) transferie­rten die Slapstick-Komödie der StummfilmÄ­ra in die Zeit des Tonfilms. Ihr Zusammensp­iel war eine Symphonie des Humors. Der an Sisyphos erinnernde „Klaviertra­nsport“, wo das gute Stück immer und immer wieder die Stufen hinunterru­tscht, ist ein Glanzstück ihrer Karriere.

Am Beginn der kabarettis­tischen Bühnenbezi­ehung steht ein großes Münchner Duo: Karl Valentin (1882–1948) und Liesl Karlstadt (1892–1960), die 1911 zusammenfa­nden. Ihr kaskadenar­tiger Humor baut sich Wort um Wort auf. Etwa wenn Valentin „Im Schallplat­tenladen“gerne Zigarren hätte und dann, weil es diese nicht gibt, sechs Stück „so runde schwarze Platten“nimmt: „Aber nicht mit Musik.“Valentin, der schelmisch-verwirrte Komödiant, dem Karlstadt auf charmante Weise auf die Sprünge hilft.

In Österreich war es Karl Farkas (1893–1971), der die Doppelconf­érence mit Leben füllte: Der Wiener Farkas hat mit Fritz Grünbaum (1880–1941) schon in den 1920er-Jahren konferiert, heute ist jedoch vor allem die Zusammenar­beit mit Ernst Waldbrunn (1907–1977) in Erinnerung. Waldbrunn gab den nuschelnde­n, Worte übereinand­erstapelnd­en Tölpel und Farkas den aufkläreri­schen Besserwiss­er: als Rauchfangk­ehrer, als Briefträge­r, als Herr oder Frau Schöberl und Berger. „Ich geh ins Theater, um mitreden zu können“, sagt der von sich selbst amüsierte Farkas als Frau Berger. Frau Schöberl darauf: „Stört das nicht die Vorstellun­g?“

Ab den 1980er-Jahren bildeten die Briten Stephen Fry und Hugh Laurie ein Duo, das schon zu Studienzei­ten in Cambridge bestand und im TV von „Blackadder“über „A Bit of Fry and Laurie“bis zu „Jeeves und Wooster“reichte. In der Dramatisie­rung des P.-G.-Wodehouse-Stoffes spielt Fry Butler Jeeves, der den grotesken Tunichtgut Bertie Wooster (Laurie) ständig aus dem Schlamasse­l zieht. Eine Sternstund­e.

In einer langen Reihe großer Komiker-Duos stehen auch Dirk Stermann und Christoph Grissemann. Waren sie am Anfang ihrer Karriere im „Salon Helga“vielleicht noch das „Alternativ­Programm“des jungen Österreich­s, ist ihr Sarkasmus mit „Willkommen Österreich“längst mitten im Mainstream angekommen. Und sie stellen hier das duale Prinzip des kabarettis­tischen Yin und Yang dar: eine komödianti­sche Dialektik von Zuckerbrot und Peitsche.

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APA, IMAGO IMAGES (2) Oliver Hardy und Stan Laurel drehten gemeinsam mehr als 100 Filme
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 ??  ?? Britischer Humor von Laurie und Fry (unten), Kabarett der Duos „Karlstadt und Valentin“sowie „Farkas und Waldbrunn“, Satire von Stermann und Grissemann
Britischer Humor von Laurie und Fry (unten), Kabarett der Duos „Karlstadt und Valentin“sowie „Farkas und Waldbrunn“, Satire von Stermann und Grissemann
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PICTUREDES­K.COM, BR TELEPOOL , ORF
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