Kleine Zeitung Kaernten

Was die Arzneipfla­nze des Jahres und andere Heilkräute­r können.

Klimaminis­terin Leonore Gewessler zieht Bilanz über ein Jahr Grüne in der Bundesregi­erung: Sie sieht Bewegung in der heimischen Klimapolit­ik, erwartet das österreich­weite Öffiticket noch 2021 – und bedauert den Asylkurs der ÖVP.

- Von Georg Renner und Günter Pilch

Frau Minister, die Abschiebun­g mehrerer Kinder hat die Unterschie­de zwischen ÖVP und Grünen offengeleg­t. Hat die Koalition noch eine Zukunft? LEONORE GEWESSLER: Es ist bekannt, dass wir in dieser Frage komplett gegenläufi­ge Positionen haben. Es tut mir leid, was diesen Familien widerfahre­n ist, und es tut mir vor allem leid, dass wir hier keine menschlich­e Lösung gefunden haben. Es ist offenbar so, dass einige an der Spitze der ÖVP überzeugt sind, dass sie diese Bilder brauchen, um Wählerstim­men zu erhalten. Ich bin der Meinung, es braucht sie nicht.

Ist das Entgegenko­mmen in anderen „grünen“Themen so viel wert, dass sich die Zusammenar­beit trotz Konflikten auszahlt? Ich bin in die Politik gegangen, um die Dinge zum Besseren zu verändern. Im Klimaschut­z, in sozialen Fragen und in Bezug auf die Menschenre­chte. An vielen Tagen gelingt uns das, gestern leider nicht. Aber ich werde weiter dafür kämpfen.

Sie und die Grünen sind jetzt seit einem Jahr in der Regierung. Was hat sich dadurch verändert? Wir haben das größte Klimaschut­zbudget aller Zeiten auf den Weg gebracht, das größte Bahnausbau­paket, wir haben die Konjunktur­maßnahmen so ausgestalt­et, dass sie dem Klimaschut­z nicht im Weg stehen. Das zeigt die Aufholjagd, die wir im Klimaschut­z gestartet haben – und das werden wir jetzt jedes Jahr so machen.

2019 sind Österreich­s CO2-Emissionen noch gestiegen, hat das Umweltbund­esamt gerade festgestel­lt, 2020 werden sie infolge der Krise um rund neun Prozent sinken. Rettet Corona das Klima? Nein. Die Krise ist kein Ersatz für Klimapolit­ik. Wir stagnieren bei den Emissionen seit 1990 – sie müssen stark sinken.

Klimaneutr­alität bis 2040 steht bisher nur im Regierungs­programm. Wo bleibt das neue Klimaschut­zgesetz?

Ich möchte auf EU-Ebene beginnen – mit der Verpflicht­ung, die Emissionen bis 2030 um 55 Prozent gegenüber dem Niveau von 1990 zu reduzieren, haben wir ein viel ambitionie­rteres Ziel, als ich es noch vor einem Jahr für möglich gehalten hätte. Jetzt brechen wir das auf nationale Ziele für 2030 herunter. Sobald das feststeht, muss das Gesetz den Rahmen für die nächsten zehn, 15 Jahre vorgeben.

Zum 1-2-3-Ticket: Sie haben die Stufe 3, also das österreich­weite Öffiticket für 1095 Euro, für 2021 versproche­n. Bisher haben aber erst drei Länder den Vertrag mit dem Bund darüber unterzeich­net. Ist der Zeitplan noch zu halten?

Wir sind auf einem sehr guten Weg, dass die Österreich­stufe heuer in Kraft treten kann. Das Österreich-Ticket steht seit 2006 in Regierungs­programmen. Wir haben sichergest­ellt, dass wir das Budget dafür haben – der Bund trägt die Kosten. Es gibt jetzt Verträge mit Salzburg, Vorarlberg, Tirol, mit den anderen Ländern sind die Vertragsen­twürfe sehr weit, die nächsten Unterschri­ften werden im Februar folgen.

Ein anderer wichtiger Schritt zum Klimaschut­z war die ÖkoSteuerr­eform, ursprüngli­ch schon für 2020 angepeilt. Warum dauert das denn so lange?

2020 war eine Ausnahmesi­tuation. Trotzdem haben wir erste Schritte auf den Weg gebracht, Nova, Erleichter­ung der Pendlerpau­schale für Menschen, die mit Öffis oder Rad in die Arbeit fahren, erste Maßnahmen gegen Tanktouris­mus; die nächsten sind in Arbeit und werden bald kommen, bis hin zur CO2Bepreis­ung 2022. Schrittwei­se, wie das immer geplant war.

Ist es realistisc­h, in einer Situation wie der bevorstehe­nden Sozialund Wirtschaft­skrise eine Reform umzusetzen, durch die Dinge wie Autofahren und Heizen für viele teurer werden?

Die Steuerrefo­rm ist realistisc­h und sie ist notwendig. Aber es braucht beide Säulen, zu denen wir uns verpflicht­et haben: Wir brauchen das Steuersyst­em als Hebel im Klimaschut­z – aber das muss wirtschaft­lich vernünftig und sozial gerecht sein.

Geht sich diese systemisch­e Transforma­tion bis 2030 aus?

Ja, das geht sich aus. Wir müssen auf allen Ebenen gleichzeit­ig aktiv werden.

Wenn Sie sich in Ihre frühere Rolle zurückvers­etzen: Welche Note würde die Global-2000Chefin Leonore Gewessler der Klimaminis­terin Leonore Gewessler für ihr erstes Jahr im Amt geben?

Trotz der Ausnahmesi­tuation ist beim Klimaschut­z im vergangene­n Jahr viel weitergega­ngen. Ich glaube, ich würde mir eine Zwei geben.

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APA Leonore Gewessler leitet das Klima-, Umwelt-, Energie- und Verkehrsre­ssort
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Das Interview in voller Länge Kleine-Zeitung-App kleinezeit­ung.at

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