Kleine Zeitung Kaernten

Die Tore bleiben weiter zu

- Marianne Fischer

marianne.fischer@kleinezeit­ung.at

Spielpause verlängert: Das Stadttheat­er Klagenfurt schließt bis Ostern – als erstes Theater in Österreich. Was man als Pessimismu­s auslegen könnte, ist in Wahrheit Realismus. Denn Intendant Aron Stiehl weiß, was er seinem Haus und seinen rund 270 Mitarbeite­rn nicht länger zumuten kann: ständig zu produziere­n und kreativ tätig zu sein – und dann kommen die Stücke nicht zur Aufführung. Das ist nicht nur wirtschaft­lich, sondern auch künstleris­ch nicht vertretbar.

Dabei hatten sich die Bühnen im Herbst kluge Prävention­skonzepte überlegt – das Stadttheat­er etwa montierte sogar Sitzfläche­n ab, damit die Abstände eingehalte­n werden mussten. Es ist nicht bekannt, dass sich irgendwo in Österreich ein Besucher bei einer Kulturvera­nstaltung infiziert hätte – und trotzdem waren die Bühnen unter den Ersten, die wieder schließen mussten. ulturschaf­fende sind widerständ­ig, das haben sie nicht zuletzt in den vergangene­n Monaten mit zahlreiche­n originelle­n Ideen bewiesen (mehr dazu S. 56/57). Aber live ist halt live. Und gerade jetzt wäre Kultur als Gemeinscha­ftserlebni­s auf Abstand so wichtig: als Unterhaltu­ng, als kritische Instanz, und für die allgemeine Gehirndurc­hlüftung. Es ist eine bittere Ironie: Vielleicht haben wir Kunst selten so sehr gebraucht wie jetzt, wo die Tore verschloss­en sind.

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