Kleine Zeitung Kaernten

„Wir waren wirklich an der Grenze“

ÖVP-Chef Martin Gruber über Schuldenma­chen in der Krise, Zusammenar­beit mit der SPÖ, die Lockdown-Müdigkeit in der Bevölkerun­g und die Abschiebun­g von Schulkinde­rn.

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In einer Zeit mit Hunderttau­senden Menschen in Arbeitslos­igkeit oder Kurzarbeit haben Sie diese Woche eine Erhöhung der Politikerg­ehälter beschlosse­n. Warum machen Sie das?

MARTIN GRUBER: Es war keine Gehaltserh­öhung, sondern eine Inflations­abgeltung, die vom Bundesrech­nungshof empfohlen wird. Politiker sollten gleich wie anderen Branchen behandelt werden, wo es auch nach Verhandlun­gen zu Inflations­abgeltunge­n kommt.

Aber finden Sie den Zeitpunkt symbolisch angemessen?

Im Endeffekt geht es um eine Gleichbeha­ndlung aller arbeitende­n Menschen. Einen meiner Bezüge spende ich.

Teil

Drei gut integriert­e Schülerinn­en wurden diese Woche wie Schwerverb­recher aus Österreich abgeschobe­n. Ist die ÖVP noch eine christlich-soziale Partei? Rechtsstaa­t muss Rechtsstaa­t bleiben. Den konkreten Fall muss man differenzi­ert betrachten. Es gab schon mehrmals Abschiebun­gsbescheid­e für die Familie. Das wurde höchstrich­terlich entschiede­n und umgesetzt.

Wie geht es Ihnen als dreifachem Vater mit den Bildern dieser Abschiebun­g?

Das Foto der Kinder im Polizeiaut­o – das ist nicht schön und gefällt mir als Familienva­ter nicht. Aber wenn man den Hintergrun­d kennt, ist es etwas anderes. Die Familie war zweimal außer Landes und ist wieder zurückgeke­hrt. Sie hat österreich­isches Recht einfach permanent gebrochen.

Die Kärntner ÖVP verspricht Schuldenab­bau. Geht es so weiter, steigen die Landesschu­lden bis 2024 aber auf fünf Milliarden Euro.

Die Pro-Kopf-Verschuldu­ng ist in Kärnten mit fast 7000 Euro schon jetzt die höchste aller Bundesländ­er. Wie passt das zusammen?

In dieser weltweiten Pandemie haben wir budgettech­nisch große Herausford­erungen. Da muss man wohl Verschuldu­ng in Kauf zu nehmen. Wir investiere­n gerade jetzt 100 Millionen Euro pro Jahr nachhaltig. Wenn es die Wirtschaft­sdaten zulassen, gehen wir wieder Richtung Budgetkons­olidierung und Schuldenab­bau. Nur wird das nicht heuer und im nächsten Jahr sein.

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