Wintermärchen
Lange Zeit wurde die kalte Jahreszeit als Plage empfunden, bis Maler auch ihre Schönheiten entdeckten. Ein kleiner Winterspaziergang durch die Kunstgeschichte.
Der Winter, ein schlimmer Gast, sitzt bei mir zu Hause, blau sind meine Hände von seiner Freundschaft Händedruck“, schrieb der begeisterte Schlittschuhläufer Friedrich Nietzsche. Ähnlich ambivalent dürfte Pieter Bruegel der Ältere empfunden haben, als er 1565 das erste große Wintergemälde der Kunstgeschichte in Szene setzte. „Jäger im Schnee“, heute eines von zwölf Werken des flämischen Meisters im Kunsthistorischen Museum, erzählt vom mühseligen Alltag während der „Kleinen Eiszeit“, aber auch von den frühen Freuden des Wintersports.
Jahrhundertelang war der Winter eine Zeit der Plage, in der Hunger und Kältetod drohten. Mit dem technischen Fortschritt begann man auch, seine Schönheiten zu schätzen – die einsame Stille verschneiter Tage, ein reduziertes Leben in Weiß. So fühlt sich heute zuweilen der Lockdown an.
Spätestens seit der Romantik gehörten beschauliche Winterlandschaften zum Repertoire der Maler, die hin und wieder auch die Schrecken des Eises zeigten: etwa am Beispiel des desaströsen Russland-Feldzugs der napoleonischen Truppen. Auch der Impressionismus ergötzte sich an der weißen Pracht, die fortan in allen Farben schillerte. Etwa in den zahllosen
(1912) malte Kasimir Malewitsch noch im Stil des Kubismus. Ein Jahr später begründete der Ukrainer mit seinem ersten „Schwarzen Quadrat“den Suprematismus.
Winterbildern Claude Monets, die auch hierzulande Schule machten. Der Nötscher Maler Sebastian Isepp erhielt sogar den Spitznamen „SchneeIsepp“, weil er vom Winter nicht genug kriegen konnte. Wer dieser Tage durch das Gailtal fährt, kann diese Hingabe nachvollziehen.
Auch Jugendstilvertreter wie Alfons Mucha, Expressionisten wie Edvard Munch oder Suprematisten wie Kasimir Malewitsch kamen am Faszinosum der kargen Jahreszeit nicht vorbei. Alfons Walde schuf erste Postkartenidyllen vom Treiben im Schnee und propagierte „Schifoan“als „des Leiwandste, was ma si nur vorstö’n kann“.
Dass man den Winter auch völlig anders darstellen kann, zeigt der Italiener Giuseppe Arcimboldo. Sein Porträt des grimmigen Gesellen, ebenfalls in Wien zu bewundern, enthält sogar Zitrusfrüchte und erinnert daran, dass Wintermärchen nicht ewig dauern – zumal in Zeiten des Klimawandels.
bei Koishikawa“(um 1830) feierte der Japaner Katsushika Hokusai die Landschaft rund um den Fudschijama, während der Deutsche Adolph Northen Napoleons Wintererlebnisse in Russland vor Augen führt.