Tanzen, bis die Socken qualmen
Die Welt will tanzen und die Foo Fighters liefern mit ihrem neuen Album die Musik dazu. Frontman Dave Grohl über den fehlenden Touralltag und die Lust, ihre Fans zu überraschen.
Auch euch lässt die Pandemie nicht ungeschoren. Das Album ist seit letztem Frühjahr fertig. Corona hat einen fetten Strich durch eure großen Tourneepläne gemacht.
DAVE GROHL: Leicht ist es nicht. Wir hatten uns bestimmt ein halbes Jahr lang überhaupt nicht gesehen und waren überglücklich, als wir endlich wieder im selben Raum zum Proben zusammenkamen. Mir fehlt auch wirklich das Fitnessprogramm, das eine Tour mir bietet. Im Konzert tobe ich drei Stunden jeden Abend über die Bühne. Ich bin nie der Typ gewesen, der Hanteln stemmt. Körperlich und mental ist die Zeit für uns alle hart.
Wir wussten: Das ist unser zehntes Album, und wir werden 25. Uns war also klar, dass wir irgendetwas Außergewöhnliches machen mussten und wollten. Da haben wir natürlich allerlei Optionen. Wir hätten eine total durchgeknallte Rockplatte machen können, simplen, lauten Punkrock oder ein sympathisch verschlafenes Akustikalbum. Aber irgendwie hat uns das alles nicht so begeistert. Schließlich schoss mir der Gedanke in den Kopf, dass wir noch nie ein Dance-Album gemacht haben.
Wenn du aber erst mal angefangen hast, in diese Richtung zu überlegen, gibt es plötzlich gar keine andere Möglichkeit mehr. Natürlich sollte es kein am Computer abgezirkeltes Techno-Electro-Album werden, wir sind ja immer noch eine Rockband. Aber auch Rockbands können Party-Platten machen. Ich denke an Kiss, an AC/DC, an David Bowie oder an Power Station. Ich liebe diese DiscoSounds schon mein ganzes Leben. Spätestens seit mich meine Mutter von der Schule abholte und im Autoradio „I Will Survive“von Gloria Gaynor lief.
Okay, da ist was dran. Aber solange Bands wie die Rolling Stones oder AC/DC noch so gut sind, warum sollten sie da aufhören? Wir als Foo Fighters haben die Angewohnheit zu denken, dass jedes Album unser letztes sein könnte.
Auch deshalb wollen wir immer etwas Besonderes machen, die Leute überraschen.
Als wir mit diesen Songs im Studio waren, lange vor der Pandemie, noch länger vor irgendeinem Shutdown, dachte ich ständig: „Dieses Album ist perfekt für eine Arena, perfekt für ein Stadion, perfekt für ein Festival.“Jetzt fällt das alles flach, nur das Album ist immer noch da. Also bleiben wir flexibel, springen wir aus dem Bett, sammeln wir unsere Energie, kochen wir uns einen Kaffee – und tanzen zu den Songs in unseren verdammten Küchen, bis unsere Socken qualmen.