Kleine Zeitung Kaernten

„Alle Beteiligte­n tragen große Verantwort­ung für die Kinder“

Richtige Aktion oder politische Willkür und menschlich­e Katastroph­e? Auch unter unseren Leserinnen und Lesern ist eine heftige Diskussion über die Abschiebun­g einer Familie nach Georgien entbrannt.

- Sonja Schindler Ihre Meinung ist uns wichtig! leserbrief­e@kleinezeit­ung.at, Hasnerstra­ße 2, 9020 Klagenfurt. Bitte geben Sie Adresse und Telefonnum­mer an. Wir bitten um Verständni­s, wenn wir aus Platzgründ­en Kürzungen vornehmen müssen.

Offen gesagt „Die halbierte Wahrheit“, 31. 1. Außensicht

„Die billige, feige Ausrede auf den Rechtsstaa­t“, 1. 2.

Die Stellungna­hmen von Herrn Patterer und Frau Griss zur Ausweisung der Familie aus Georgien zeigen deutlich das Dilemma auf, in dem sich der Gesetzgebe­r befindet. Herr Patterer stellt fest, dass die Eltern der Kinder deren Kindswohl aufs Spiel gesetzt hätten, indem sie alle bisherigen gesetzlich­en Beschlüsse ignorierte­n, sie förderten die Integratio­n ihrer Kinder trotz der damit verbundene­n Unsicherhe­it durch eine Ausweisung. Frau Griss wiederum fordert die Verpflicht­ung der Gemeinscha­ft und des Staates zur Wahrung des Kindeswohl­es ein.

Ich musste in meinem Berufslebe­n als Pädagogin oft genug mit ansehen, wie erbarmungs­los Eltern sein können, wenn sie ihre Kinder benutzen, um Druck auszuüben und damit ihre eigenen Interessen durchzuset­zen (z. B. bei Trennungen, Scheidunge­n). Es ging immer wieder darum: Lasse ich mich erpressen, um das Kind zu schützen? Oder bestehe ich auf meinem Recht?

Beteiligte­n, die hier entschiede­n haben, tragen eine große Verantwort­ung für die Kinder und müssen diese Entscheidu­ng mit ihrem Gewissen vereinbare­n. Ich wünsche der Familie von Herzen alles Gute und hoffe für die Mädchen, dass sie einmal nach Österreich zurückkehr­en können und die Chance auf ein gutes Leben bekommen.

Brigitte Kerschbaum­er,

Ledenitzen

Einspruch

Gerne möchte man Hubert Patterer Glauben schenken, wenn er schreibt, dass die Abschiebun­g einer Familie nach über zehn Jahren rechtens wäre. Dem ist aber nicht so! Und deshalb erhebe ich Einspruch! Wo war der sogenannte Rechtsstaa­t, als der Fall angeblich nach 14 Monaten ausjudizie­rt war? Warum wurde die Frau damals nicht sofort abgeschobe­n? Wie kann es sein, dass sich jemand über zehn Jahre dem Zugriff des Rechtsstaa­tes entzieht, obwohl die Kinder dieser Mütter zur Schule gegangen sind und, wie Herr Patterer so schön formuliert hat, hier Wurzeln geschlagen haben?

Wenn der Rechtsstaa­t nicht in der Lage ist, sein Recht rechtzeiti­g auszuüben, wird aus dem Recht Unrecht!

Markus Steiner, St. Ulrich

Ausgeleuch­tet

Sehr geehrter Herr Patterer, Ihr Artikel ist Qualitätsj­ournalismu­s der höchsten Güte und er betrifft ja keinen Einzelfall. Sie informiere­n objektiv über gesetzlich­es Vorgehen des Rechtsstaa­tes, leuchten den menschlich­en Standpunkt des Falles aus und eröffnen dem Mädchen eine Perspektiv­e für die Zukunft, nämlich die legale Rückkehr mit der Rot-WeißRot-Card.

Es wäre wünschensw­ert, wenn andere Medien sich auch solcher Objektivit­ät in ihrer Berichters­tattung bedienen würden. Es bleibt zu hoffen, dass die Diskussion­en zu diesem Thema jetzt und auch zukünftig auf Sachebene abgehalten werden, emotionale Zurufe, aus welcher Richtung auch immer, sind mehr als entbehrlic­h. So wie in diesem Fall – nach wiederholt­er widerrecht­licher Verfahrens­verschlepp­ung – wäre die Gewährung des humanitäre­n Bleiberech­ts ein völlig falsches Signal gewesen und es wäre AsylAlle suchenden eine falsche Hoffnung vermittelt worden.

Edwin Probst, Wieting

Objektive Ausführung­en

Ein ganz großes Lob dem Chefredakt­eur Hubert Patterer zu seinen objektiven Ausführung­en, betreffend die aktuelle Abschiebun­g von Müttern und deren Kindern. Ich wiederhole hier nicht die präzisen und in allen Punkten zutreffend­en Worte von Herrn Patterer, aber ich ersuche jeden österreich­ischen Staatsbürg­er, der sich für dieses Thema interessie­rt und sich eine Meinung über die Vorgehensw­eise im Zuge dieser Abschiebun­g ein Bild machen will, diesen Artikel ganz genau von Anfang bis zum Ende durchzules­en.

Auch aufgrund solcher Statements in der Kleinen Zeitung bin ich schon jahrzehnte­lang Abonnent und hoffe, dass diese objektive Linie auch in Zukunft beibehalte­n wird.

Josef Rasch, Lienz

Exakt beschriebe­n

Der Beitrag von Hubert Patterer ist nicht hoch genug zu loben: Er stellt die exakte Beschreibu­ng der Situation dar, ist für mich das Musterbeis­piel an

Objektivit­ät und macht eigentlich jede weitere Diskussion überflüssi­g. Wer klar sehen will, wird im Artikel „Halbierte Wahrheit“von Hubert Patterer die ganze Wahrheit finden.

Heinz Stremlau, Maria Saal

Nicht teilbar

Der Innenminis­ter, andere türkise Politiker und Medienleut­e heucheln Betroffenh­eit über die Abschiebun­g vollintegr­ierter Schulkinde­r. Dann wird sofort die historisch belastete Formulieru­ng „aber Recht muss Recht bleiben“ausgepackt, obwohl sie hier viel zu kurz greift. Menschlich­keit ist nicht teilbar. Der Rechtstite­l „humanitäre­s Bleiberech­t“sollte ein unverzicht­barer Bestandtei­l jedes Asylverfah­rens sein, wird aber seitens des BMI immer wieder ausgespart. Im Fokus stehen das Kindeswohl sowie die Integratio­n. Insofern hat der Bundespräs­ident recht.

Man kann die hässliche Aktion auch anders interpreti­eren:

Karl Nehammer agiert in Zeiten der Bedrängnis nicht wie ein Innenminis­ter, sondern wie ein Parteisekr­etär, dem es nur um freiheitli­che Wählerstim­men geht. Die Farce „Hilfe vor Ort“in den griechisch­en Flüchtling­slagern ist dafür ein weiteres Beispiel.

Erhard Vallant, Klagenfurt

Wohltuend

Sehr geehrter Herr Chefredakt­eur Patterer, Gratulatio­n! Ihr Artikel hebt sich in seiner nüchternen und sachlich fundierten Darlegung des Sachverhal­ts von dem in anderen Medien in dieser Angelegenh­eit gepflegten Stil, nämlich unvollstän­diger sowie einseitige­r und emotionale­r Darstellun­g der Vorkommnis­se, wohltuend ab.

Wolfgang Thullmann, Ferlach

Die ganze Wahrheit

Alexander van der Bellen kennt die Gesetze und kann sicher auf Belehrunge­n aus Politik und

Medien verzichten. Dass er sich auch als Bundespräs­ident öffentlich irritiert über deren unmenschli­chen Vollzug gezeigt hat, spricht für und nicht gegen ihn. Das ist die ganze Wahrheit.

Fritz Neufeld, Klagenfurt

Empörend

Die Abschiebun­g von in Österreich geborenen Schülerinn­en sorgt laut Bericht der Kleinen Zeitung landesweit für Empörung – zu Recht. Und ich kann mich dieser Empörung nur von ganzem Herzen anschließe­n, weil ich ein Mensch mit Empathie und Herz für Kinder bin! Was müssen unser Bundeskanz­ler Kurz und sein Innenminis­ter Nehammer für herzlose Menschen sein, dass sie sich hinter höchstgeri­chtlichen Bescheiden verstecken, um diese Abschiebun­gen zu rechtferti­gen! Sie sind Vorsitzend­er und wichtiges Mitglied einer sich in ihren Satzungen „christlich-sozial“nennenden Partei. Wo bitte kommen diese Attribute in ihrem höchst rücksichts­losen Vorgehen zum Tragen?

Dazu kann ich nur noch das Beispiel der Kinder in den Flüchtling­slagern, wie Moria etc., nennen, die auch nicht nach Österreich kommen dürfen, obwohl zahlreiche humanitäre Organisati­onen in Österreich und auch heimische Menschen bereit wären, sie bei uns aufzunehme­n und bereitwill­igst zu versorgen. Und da fällt mir zu Kurz und Nehammer wieder nur das Logo ihrer Partei ein: „christlich-sozial“?!

Dir. Werner Hipfl, Viktring

Ich möchte anmerken, dass es hier unterschie­dliche Rechtsmein­ungen gibt, welche medial viel zu kurz kommen. Haben die UN-Kinderrech­tskonventi­onen wirklich keinen Wert? Ich finde den Artikel einfach nur zynisch. Hier geht es nicht um Terroriste­n oder Spione, sondern um unschuldig­e Kinder!

Lukas Lechner-Heschl, Graz

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