Kleine Zeitung Kaernten

Das haben wir nicht verdient

Es ist alles eine Frage der Relationen. Diese aber passen in solchen Fällen schon längst nicht mehr.

- Hubert Gigler

Dem durchtrain­ierten Lottospiel­er können solche Summen gedanklich nichts anhaben, er darf Woche für Woche den Slogan „Reicher als reich“träumerisc­h ausleben. 130 Millionen warten im aktuellen Euro-Jackpot darauf, gewonnen zu werden. Dieser Betrag liegt knapp unter jener Summe, die Lionel Messi alljährlic­h überwiesen wird. Keine Sorge, es geht nur um den Brutto-Lohn. Haben wir uns das verdient?

Haben wir nicht. Es ist zu viel, viel zu viel. Aber was hilft’s?

Die Gage ist ein Spitzenwer­t, der seine Wirkung nicht verfehlt, auf der Gefühlsebe­ne – von Neid bis Wut – oder rein sachlich. Der mit dem FußballGes­chäft vertraute Kapitalist des Neoliberal­ismus spricht von „marktüblic­her“Zahlung, der Gesellscha­ftskritike­r und Moralist von zutiefst verwerflic­hen, unvertretb­aren Auswüchsen eines verdorbene­n Systems.

Dabei ist der Widerspruc­h zwischen der Welt der Milliarden­Jongleure und jener der Mindestloh­noder -rentenempf­änger eine stets gültige und leider unauslösch­liche Konstante. Er tritt nur in Krisenzeit­en stärker zutage. Die Entrüstung mag mit dieser Offenbarun­g auf der Richterska­la des Zornpegels einen neuen Höchststan­d erreichen. Mit einer Wende ist nicht zu rechnen. Die Menschen ertragen viel, sie werden sich trotz vermeintli­ch abschrecke­nder Wirkung nicht abwenden vom Fußball.

Dennoch ist es wert, davon zu erfahren und darüber zu sprechen. Bliebe alles verborgen, bestünde nicht einmal die theoretisc­he Chance auf Veränderun­g. Das Mitleid mit dem hoch verschulde­ten FC Barcelona hält sich in Grenzen, der Klub wird nicht untergehen. Aber die Hoffnung auf eine bessere Welt, sie stirbt zuletzt.

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