Das haben wir nicht verdient
Es ist alles eine Frage der Relationen. Diese aber passen in solchen Fällen schon längst nicht mehr.
Dem durchtrainierten Lottospieler können solche Summen gedanklich nichts anhaben, er darf Woche für Woche den Slogan „Reicher als reich“träumerisch ausleben. 130 Millionen warten im aktuellen Euro-Jackpot darauf, gewonnen zu werden. Dieser Betrag liegt knapp unter jener Summe, die Lionel Messi alljährlich überwiesen wird. Keine Sorge, es geht nur um den Brutto-Lohn. Haben wir uns das verdient?
Haben wir nicht. Es ist zu viel, viel zu viel. Aber was hilft’s?
Die Gage ist ein Spitzenwert, der seine Wirkung nicht verfehlt, auf der Gefühlsebene – von Neid bis Wut – oder rein sachlich. Der mit dem FußballGeschäft vertraute Kapitalist des Neoliberalismus spricht von „marktüblicher“Zahlung, der Gesellschaftskritiker und Moralist von zutiefst verwerflichen, unvertretbaren Auswüchsen eines verdorbenen Systems.
Dabei ist der Widerspruch zwischen der Welt der MilliardenJongleure und jener der Mindestlohnoder -rentenempfänger eine stets gültige und leider unauslöschliche Konstante. Er tritt nur in Krisenzeiten stärker zutage. Die Entrüstung mag mit dieser Offenbarung auf der Richterskala des Zornpegels einen neuen Höchststand erreichen. Mit einer Wende ist nicht zu rechnen. Die Menschen ertragen viel, sie werden sich trotz vermeintlich abschreckender Wirkung nicht abwenden vom Fußball.
Dennoch ist es wert, davon zu erfahren und darüber zu sprechen. Bliebe alles verborgen, bestünde nicht einmal die theoretische Chance auf Veränderung. Das Mitleid mit dem hoch verschuldeten FC Barcelona hält sich in Grenzen, der Klub wird nicht untergehen. Aber die Hoffnung auf eine bessere Welt, sie stirbt zuletzt.