Bei den Österreichern fehlt die Entwicklung
Kein Team der Welt kann das ganze Jahr über nur Windpech haben. Dass dem trotzdem so ist, könnte man allerdings glauben, wenn man den Ausführungen der ÖSVAdler folgt. Die Wetterverhältnisse beim Weltcup in Willingen am vergangenen Wochenende waren zwar tatsächlich sehr schwierig, doch Skispringen als reines Glücksspiel zu betrachten, erscheint mir nicht zielführend.
Während dem ÖSV-Team das Pech an den Sohlen zu kleben scheint, entwickeln sich andere Teams wie Norwegen, Polen und Japan stetig weiter. Und das mit einem klar ersichtlichen Konzept dahinter. Die Norweger begeistern mich vor allem in technischer Hinsicht. Überflieger HalvorEgner Granerud ist derzeit das Maß aller Dinge, doch neben ihm fanden auch zwei Routiniers an die Spitze zurück: Daniel-Andre Tande und Robert Johansson. Gerade Letztgenannter war als klassischer Aufwindspringer bekannt, doch nun meistert er alle Bedingungen. Die Polen wiederum überzeugen mit einer exakten Trainingssteuerung, für die Harald Pernitsch verantwortlich zeichnet. Kamil Stoch fährt eine extrem balancierte Anfahrtshocke, die er nur dann ausnutzen kann, wenn er über die entsprechenden körperlichen Voraussetzungen verfügt. Das gelingt ihm fast immer zu den Saisonhöhepunkten. Bei den Japanern hat Ryoyu Kobayashi unter Richard Schallert viel im Kraftbereich gearbeitet und bringt dies nun auch mit seiner Technik immer besser in Einklang. ie heimischen Adler treten hingegen auf der Stelle. Die Team-Bewerbe stellen zwar eine erfreuliche Ausnahme dar, weil dort der Druck auf alle verteilt ist, doch die anderen Mannschaften haben längst aufgeholt. Weder aus dem guten Saisonauftakt noch aus den hervorragenden Leistungen der B-Kader-Springer zu Quarantäne-Zeiten, noch aus den weiten Flügen von Michael Hayböck bei der SkiflugWM entwickelten sich nachhaltige Erfolge. Eine positive Entwicklung dank einer klaren Strategie – das ist es, was ich im ÖSV-Team am meisten vermisse.
Dgewann als Skisprungtrainer 32 Medaillen bei Großereignissen.