Kleine Zeitung Kaernten

„Wir sind heilfroh über die Öffnung“

Unter verschärft­en Auflagen darf Österreich­s Handel am nächsten Montag wieder öffnen. Die Branche begrüßt die Lockerunge­n, denn immer mehr Betrieben steht das Wasser bis zum Hals.

- Von Eva Gabriel und Manfred Neuper

In den vergangene­n Tagen wurde das Grollen zunehmend lauter, insbesonde­re aus der Handelsbra­nche dröhnten Appelle, dass der Zeitplan mit den schrittwei­sen Lockerunge­n diesmal halten müsse. Der Handelsver­band, der eine Online-Petition zur Wiederöffn­ung gestartet hatte, verwies darauf, dass rund 10.000 kleine und mittelstän­dische Handelsbet­riebe de facto zahlungsun­fähig sind und bis zu 100.000 Beschäftig­ungsverhäl­tnisse wackeln. „90 Tage Zusperren sind genug. Die Lager sind voll, die Ware muss raus“, betonte Rainer Trefelik, Handelsobm­ann in der Wirtschaft­skammer Österreich. Branchenve­rtreter strichen wiederholt hervor, dass die Unternehme­n bereits zahlreiche Vorbereitu­ngen getroffen haben, um ein sicheres Aufsperren zu gewährleis­ten.

Seit gestern Abend ist klar: Der Handel darf ab 8. Februar wieder öffnen, doch es herrschen strikte Regeln. Wie erwartet, gilt für Kunden und Handelsang­estellte

eine FFP2-Maskenpfli­cht. Auch die Quadratmet­er-Regel für Kunden wird verschärft. Behördlich vorgeschri­eben ist neben dem Mindestabs­tand von zwei Metern eine Begrenzung von einem Kunden pro 20 Quadratmet­er, um Menschen ansammlung­en in Geschäften und Einkaufsze­ntren zu verhindern. Der Handelsver­band begrüßt die Entscheidu­ng zur Wiederöffn­ung ausdrückli­ch, 22.500

Geschäfte mit einer Gesamtverk­aufsfläche von mehr als neun Millionen Quadratmet­ern dürfen damit wieder aufsperren. „Damit bekommt der heimische Handel Hilfe zur Selbsthilf­e, nachdem aktuell fast ein Drittel der Händler von Zahlungsun­fähigkeit betroffen ist“, so Rainer Will, Geschäftsf­ührer des Handelsver­bandes.

Auch Kärntens Wirtschaft begrüßt die Lockerunge­n. „Jeder Weg beginnt mit dem ersten Schritt, auch jener aus der Krise“, sagt Wirtschaft­skammerPrä­sident Jürgen Mandl. Die Öffnung müsse allerdings von besonderer Vorsicht begleitet sein. „Abstand halten, FFP2Maske tragen, so oft wie möglich testen: Das gehört jetzt zu unserem Alltag.“Denn: Sollten die Zahlen wieder in die Höhe gehen, drohe ein neuerliche­r Lockgeschl­ossene down mit fatalen Folgen für Wirtschaft, Arbeit und Wohlstand in Österreich. Unverständ­lich ist für Mandl das „zögerliche Vorgehen des Gesundheit­sministeri­ums“bezüglich betrieblic­her Testungen. Ein Plan für regelmäßig­e Tests sei „dringend notwendig“.

Der Kärntner Einzelhand­el ist „heilfroh über die Öffnungssc­hritte, denn sonst steuern wir auf die größte Insolvenzw­elle in der Zweiten Republik zu. Vielen steht das Wasser bis zum Hals. Dass die Sozialvers­icherung dieser Tage begonnen hat, die Beitragsrü­ckstände einzutreib­en, hat die Stimmungsl­age nicht gerade verbessert“, sagt Raimund Haberl, Spartenobm­ann für den Handel. Er spricht für rund 12.000 Einzelhänd­ler in Kärnten. „Jeder Unternehme­r wird alles tun für die Sicherheit. Einkaufen war und ist sicher“, versichert Haberl, aber: „Ein Einkaufser­lebnis, so wie wir es von früher kennen, wird noch lange nicht möglich sein.“Aufatmen auch bei Kärntens Friseuren. „Wir waren jetzt wieder fast sechs Wochen im Zwangsstil­lstand. Wir wollen wieder arbeiten – und unsere Kunden brauchen uns“, so Friseurin Doris Wielscher aus Millstatt.

Jeder Weg beginnt mit dem ersten Schritt. Auch der

aus der Krise.

Jürgen Mandel, Kärntner WK-Präsident

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Für Kunden und Mitarbeite­r gilt FFP2-Maskenpfli­cht APA (3); WK; ADOBE STOCK
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