Kleine Zeitung Kaernten

Helmut Kutej aus Bleiburg arbeitete zwei Wochen dafür, dass wir trotz Corona viel Faschingss­paß haben können.

Helmut Kutej aus Bleiburg arbeitete zwei Wochen dafür, dass wir trotz Corona viel Faschingss­paß haben können.

- Von Jochen Bendele

Kärnten ist eine Faschingsh­ochburg, weshalb die Menschen dort besonders unter den coronabedi­ngten Veranstalt­ungsabsage­n leiden.

Doch es gibt jemanden, der eine segensreic­he Medizin gegen Phantomsch­merz und Faschingsb­lues produziert hat: Helmut Kutej, 56, in Tainach aufgewachs­en und 1988 „aus Liebe zu meiner Frau, die ich bei einem Chorleiter­kurs kennengele­rnt habe, nach Bleiburg übersiedel­t“. Schnell wurde er dort heimisch und machte bei der Kulturinit­iative Bleiburg (KIB) mit. Deren Haupteinna­hmequelle, die Konzerte, Lesungen und andere Events bis heute ermöglicht, war und ist das Bleiburger Faschingsk­abarett – ein Geheimtipp für gute Unterhaltu­ng. Dann kam Corona.

„Für ein Faschingsp­rogramm verbrätst du viel Hirnschmal­z“, argumentie­rt der Landesbedi­enstete. „Wegen der Unsicherhe­it auch im Hinblick auf die rund 5000 Besucher haben wir ziemlich früh beschlosse­n, die Sitzungen für heuer abzusagen.“

Alle waren enttäuscht: die Kabarettis­ten, die Bleiburger, die Auswärtige­n. Da kamen dem Verein und Obmann Arthur Ottowitz die rettende Idee vom Bleiburger FaschingsÜ­berbrückun­gs-Kabarett 2021.

Kutej ging ans Werk, nahm ein paar Tage Urlaub und setzte sich zwei Wochen bis zu 12 Stunden täglich vor den Computer, um 45 Stunden unveröffen­tlichtes Archivmate­rial auszuwerte­n, das bis ins Jahr 2008 zurückreic­ht. Daraus wählten die Kabarettis­ten acht Stunden aus, die ins Internet hochgelade­n wurden. Seit dem 20. Jänner bis zum Faschingse­nde am 16. Feber werden jeden Tag eine neue Musiknumme­r und ein neuer Sketch auf der Homepage freigescha­ltet – ein tröstliche­r Leckerbiss­en für Faschings-Abhängige.

Die Reaktionen sind beeindruck­end. „Wir haben sogar Rückmeldun­gen aus Nordund Südamerika, Afrika und Asien.“Eine Gästebuche­intragung bringt es auf den Punkt: „Vielen Dank für die superzeitv­ertreibend­e, optimismus­fördernde, nicht unterkrieg­ende, lebensbeja­hende, kontakthal­tende Anti-Covid-Idee.“

D as freut Helmut Kutej, selbst Unterhaltu­ngsprofi. Mit sechs sang er erstmals auf der Bühne, mit zwölf gab er – mit Gitarre und Akkordeon – für Pensionist­en den Alleinunte­rhalter. Er hatte nie Stimmbruch und kann gesanglich vom Counterten­or bis in BassNähe absteigen. Er bildet sich fachspezif­isch weiter – am liebsten bei der Stunksitzu­ng in Köln, wo er fünf Mal war.

So glaubt man das Faschingsm­otto der Bleiburger nur bedingt: „Mia san heit so deppat!“Selten ist „Deppatheit“so unterhalts­am.

 ??  ??
 ?? KK ?? Analysiert­e 45 Stunden Filmmateri­al, um acht Stunden Faschingsv­ergnügen ins Internet zu laden: Helmut Kutej
KK Analysiert­e 45 Stunden Filmmateri­al, um acht Stunden Faschingsv­ergnügen ins Internet zu laden: Helmut Kutej
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria