Betriebe werden jetzt auch zu Testzentren
Tests für Berufspendler, Tests für den Friseurbesuch: Um mehr Kapazitäten zu schaffen, wird nun verstärkt auf Betriebe als regionale Testzentren gesetzt. Es gibt auch einen Kostenersatz.
Bereits in den frühen Morgenstunden ging es laut Unternehmensangaben los, eine logistische Herkulesaufgabe. Im Grazer Magna-Werk wurden am gestrigen Freitag fast 1500 Beschäftigte vor allem aus Slowenien, einige aber auch aus Ungarn und Kroatien durchgetestet. Durch die nun gültigen strengeren Ein- und Ausreisebestimmungen müssen auch Berufspendler an der Grenze einen maximal sieben Tage alten negativen Coronatest vorweisen können. „Wir wurden von dieser Verschärfung ziemlich überrascht, sie betrifft uns aufgrund der hohen Zahl an slowenischen Mitarbeitern natürlich ganz besonders“, sagt Hansjörg Tutner, Global Director für Human Resources bei Magna Steyr. Innerhalb kürzester Zeit habe der Arbeiter-Samariter-Bund vier Teststationen mit 16 Mitarbeitern im Werk eingerichtet, „das werden wir jetzt jede Woche so machen“, sagt Tutner. Einige Mitarbeiter sollen sich aber sehr verwundert und besorgt darüber gezeigt haben, dass bereits unmittelbar nach dem Test ein mit 16 Uhr vordatiertes negatives Attest überreicht und die Arbeit fortgesetzt wurde, „noch bevor das Ergebnis endgültig vorlag“, wie Beschäftigte von Magna der Kleinen Zeitung schilderten. Tutner zur Kritik: „Der gesamte Ablauf wurde im Vorfeld schon ganz klar kommuniziert, mit eigenen Informationsblättern, auch auf Slowenisch, die Zertifikate waren aufgrund der hohen Anzahl tatsächlich vorgedruckt.“Im Falle eines positiven Tests „erfolgt aber sofort eine Information und beim Betroffenen wird im eigenen arbeitsmedizinischen Institut ein PCRTest durchgeführt, wir haben auch ein betriebsinternes Contact-Tracing-Team“, beteuert der Personalmanager. Stand 15:30 Uhr seien mehr als 1000 Antigen-Schnelltests durchgeführt worden, davon seien drei positiv gewesen, so Tutner.
Das Thema Testen ist aktuell aber wieder auf verschiedenen Ebenen stark in den Fokus gerückt. Neben der aus den strengeren Grenzbestimmungen resultierenden Pendler-Thematik hat das auch damit zu tun, dass Kunden von körpernahen Dienstleistern wie Friseuren, die ja ab Montag wieder aufsperren dürfen, jeweils negative Coronatests vorweisen müssen, die nicht älter als 48 Stunden alt sind. Das hat bundesweit binnen kürzester Zeit zu Hunderttausenden zusätzlichen Anmeldungen bei den Teststraßen geführt, wie Gesundheitsminister Rudolf Anschober betont. Der Pensionistenverband und der Seniorenbund hatten kritisiert, dass dieses Prozedere für ältere Menschen, die teils lange Anfahrtswege zu Teststationen hätten, eine große Herausforderung sei.
Um die Dichte von Testzentren substanziell zu erhöhen, sollen schon bald Betriebe eine zentrale Rolle spielen. Unternehmen, die innerbetriebliche Tests anbieten, können sich dafür ab Montag bei der Wirtschaftskammer registrieren, Betriebe sollen dann als zusätzliche „Testcenter in Regionen“fungieren, wie Anschober und Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck betonen. „Es sollen sich möglichst viele Tests in Betrieben umsetzen lassen, das ist ganz entscheidend, die Devi
se für die nächsten Wochen muss lauten: Testen, testen und noch einmal testen“, so Schramböck zur Kleinen Zeitung. Die behördlich zugelassenen Antigentests sollen aber nicht nur Mitarbeiter der Unternehmen, sondern auch deren Angehörige und die Bürger in den jeweiligen Gemeinden in Anspruch nehmen können. Das sei auch „eine Brücke zum Impfen“. Fixiert wurde auch ein Kostenersatz für innerbetriebliche Tests.
Pro durchgeführtem Antigentest wird es einen Zuschuss von zehn Euro geben, der im Nachhinein zu verrechnen ist. Voraussetzung ist ein Unternehmenssitz in Österreich, die Abrechnung erfolgt quartalsweise. Als Nachweis reicht die Rechnung sowie eine Bestätigung des Betriebsarztes bzw. des beigezogenen Arztes oder Apothekers.
„Es wird ein bisschen dauern, bis sich das Reintesten eingespielt hat“, so WKÖ-Präsident Harald Mahrer zur Kleinen Zeitung. Kritik einiger Friseure an den verpflichtenden Tests versteht er nicht: „Niemand darf ausblenden, dass es nur eine Alternative gab – die Schließung körpernaher Dienstleistungen bis März.“Jeder Kunde und jeder Unternehmer müsse einen Beitrag leisten. Es sei aber auch klar, so Mahrer, dass durch mehr Tests die Infektionszahlen wieder steigen würden. Wenn alle Regeln eingehalten und Testkapazitäten hochgefahren werden und es die Pandemie zulasse, stehe, so Mahrer, weiteren Öffnungsschritten aber nichts im
Wege: „Es ist realistisch, dass es
Ende Februar eine Öffnungsperspektive für andere Branchen wie Gastro und Veranstaltungen gibt.“