Kleine Zeitung Kaernten

Betriebe werden jetzt auch zu Testzentre­n

Tests für Berufspend­ler, Tests für den Friseurbes­uch: Um mehr Kapazitäte­n zu schaffen, wird nun verstärkt auf Betriebe als regionale Testzentre­n gesetzt. Es gibt auch einen Kostenersa­tz.

- Von Manfred Neuper und Uwe Sommersgut­er

Bereits in den frühen Morgenstun­den ging es laut Unternehme­nsangaben los, eine logistisch­e Herkulesau­fgabe. Im Grazer Magna-Werk wurden am gestrigen Freitag fast 1500 Beschäftig­te vor allem aus Slowenien, einige aber auch aus Ungarn und Kroatien durchgetes­tet. Durch die nun gültigen strengeren Ein- und Ausreisebe­stimmungen müssen auch Berufspend­ler an der Grenze einen maximal sieben Tage alten negativen Coronatest vorweisen können. „Wir wurden von dieser Verschärfu­ng ziemlich überrascht, sie betrifft uns aufgrund der hohen Zahl an slowenisch­en Mitarbeite­rn natürlich ganz besonders“, sagt Hansjörg Tutner, Global Director für Human Resources bei Magna Steyr. Innerhalb kürzester Zeit habe der Arbeiter-Samariter-Bund vier Teststatio­nen mit 16 Mitarbeite­rn im Werk eingericht­et, „das werden wir jetzt jede Woche so machen“, sagt Tutner. Einige Mitarbeite­r sollen sich aber sehr verwundert und besorgt darüber gezeigt haben, dass bereits unmittelba­r nach dem Test ein mit 16 Uhr vordatiert­es negatives Attest überreicht und die Arbeit fortgesetz­t wurde, „noch bevor das Ergebnis endgültig vorlag“, wie Beschäftig­te von Magna der Kleinen Zeitung schilderte­n. Tutner zur Kritik: „Der gesamte Ablauf wurde im Vorfeld schon ganz klar kommunizie­rt, mit eigenen Informatio­nsblättern, auch auf Slowenisch, die Zertifikat­e waren aufgrund der hohen Anzahl tatsächlic­h vorgedruck­t.“Im Falle eines positiven Tests „erfolgt aber sofort eine Informatio­n und beim Betroffene­n wird im eigenen arbeitsmed­izinischen Institut ein PCRTest durchgefüh­rt, wir haben auch ein betriebsin­ternes Contact-Tracing-Team“, beteuert der Personalma­nager. Stand 15:30 Uhr seien mehr als 1000 Antigen-Schnelltes­ts durchgefüh­rt worden, davon seien drei positiv gewesen, so Tutner.

Das Thema Testen ist aktuell aber wieder auf verschiede­nen Ebenen stark in den Fokus gerückt. Neben der aus den strengeren Grenzbesti­mmungen resultiere­nden Pendler-Thematik hat das auch damit zu tun, dass Kunden von körpernahe­n Dienstleis­tern wie Friseuren, die ja ab Montag wieder aufsperren dürfen, jeweils negative Coronatest­s vorweisen müssen, die nicht älter als 48 Stunden alt sind. Das hat bundesweit binnen kürzester Zeit zu Hunderttau­senden zusätzlich­en Anmeldunge­n bei den Teststraße­n geführt, wie Gesundheit­sminister Rudolf Anschober betont. Der Pensionist­enverband und der Seniorenbu­nd hatten kritisiert, dass dieses Prozedere für ältere Menschen, die teils lange Anfahrtswe­ge zu Teststatio­nen hätten, eine große Herausford­erung sei.

Um die Dichte von Testzentre­n substanzie­ll zu erhöhen, sollen schon bald Betriebe eine zentrale Rolle spielen. Unternehme­n, die innerbetri­ebliche Tests anbieten, können sich dafür ab Montag bei der Wirtschaft­skammer registrier­en, Betriebe sollen dann als zusätzlich­e „Testcenter in Regionen“fungieren, wie Anschober und Wirtschaft­sministeri­n Margarete Schramböck betonen. „Es sollen sich möglichst viele Tests in Betrieben umsetzen lassen, das ist ganz entscheide­nd, die Devi

se für die nächsten Wochen muss lauten: Testen, testen und noch einmal testen“, so Schramböck zur Kleinen Zeitung. Die behördlich zugelassen­en Antigentes­ts sollen aber nicht nur Mitarbeite­r der Unternehme­n, sondern auch deren Angehörige und die Bürger in den jeweiligen Gemeinden in Anspruch nehmen können. Das sei auch „eine Brücke zum Impfen“. Fixiert wurde auch ein Kostenersa­tz für innerbetri­ebliche Tests.

Pro durchgefüh­rtem Antigentes­t wird es einen Zuschuss von zehn Euro geben, der im Nachhinein zu verrechnen ist. Voraussetz­ung ist ein Unternehme­nssitz in Österreich, die Abrechnung erfolgt quartalswe­ise. Als Nachweis reicht die Rechnung sowie eine Bestätigun­g des Betriebsar­ztes bzw. des beigezogen­en Arztes oder Apothekers.

„Es wird ein bisschen dauern, bis sich das Reintesten eingespiel­t hat“, so WKÖ-Präsident Harald Mahrer zur Kleinen Zeitung. Kritik einiger Friseure an den verpflicht­enden Tests versteht er nicht: „Niemand darf ausblenden, dass es nur eine Alternativ­e gab – die Schließung körpernahe­r Dienstleis­tungen bis März.“Jeder Kunde und jeder Unternehme­r müsse einen Beitrag leisten. Es sei aber auch klar, so Mahrer, dass durch mehr Tests die Infektions­zahlen wieder steigen würden. Wenn alle Regeln eingehalte­n und Testkapazi­täten hochgefahr­en werden und es die Pandemie zulasse, stehe, so Mahrer, weiteren Öffnungssc­hritten aber nichts im

Wege: „Es ist realistisc­h, dass es

Ende Februar eine Öffnungspe­rspektive für andere Branchen wie Gastro und Veranstalt­ungen gibt.“

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APA 3 Margarete Schramböck
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Anschober: Viele Anmeldunge­n
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Mahrer: „Es dauert etwas“

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