„Verstehenkannnur, wer es erlebt hat“
Frisch zurück aus Spanien ging es Sarah vor sieben Jahren plötzlich sehr schlecht. Als der damaligen Studentin die Diagnose Depression gestellt wurde, war sie anfangs überfordert: „Ich wusste nicht, was das ist. Depressionen werden außerdem oft mit Suizid in Verbindung gebracht. Dass es Menschen danach wieder richtig gut gehen kann, hört man eher weniger.“
Mithilfe von Freunden, Familie, Therapie und Medikamenten bekam Sarah ihre Krankheit bald wieder in den Griff. Sie schloss ihr Studium ab und lebte zwischendurch in Spanien. Doch letzten Herbst meldete sich plötzlich ihre Depression zurück: „Ich hatte privat sehr viel Stress und mein neuer Job hat gar nicht zu mir gepasst“, erzählt die 25-Jährige.
Sarah litt
starker unter Niedergeschlagenheit sowie Schlaf- und Appetitlosigkeit. Auch Suizidgedanken kamen und wollten nicht mehr verschwinden. Ein Aufenthalt in der Klinik folgte: „Es war nicht so, dass es mir ein paar Tage nicht gut gegangen ist. Es ist mir über Wochen einfach jeden Tag extrem schlecht gegangen. Jemand, der diese Krankheit nicht selbst hatte, wird nie ganz verstehen können, wie sich das anfühlt. Man kann Verständnis aufbringen, aber es nicht verstehen“, sagt Sarah.
Der Lockdown bedeutete für Sarah sowohl Mehrbelastung wie auch Erleichterung: „Einerseits gibt es mir natürlich viel Kraft, Zeit mit lieben Menschen zu verbringen. Das ist jetzt schwieriger. Aber in gewisser Weise spielt mir die Situation auch in die Karten. Dadurch, dass gerade die Welt stillsteht und niemand volle Leistung bringen kann, habe ich weniger Schamgefühl, weil ich gerade nicht funktioniere.“
Wichtig ist der jungen Frau, dass sie nicht über ihre Krankheit definiert wird: „Meine Depression ist nicht meine Persönlichkeit. Ich bin immer noch die Gleiche.“Durchhalten ließ sie der Gedanke an Familie und Freunde: „An manchen Tagen kannst du nichts anderes tun als versuchen, es irgendwie auszuhalten. Ich habe mir im Kopf behalten, dass meine Familie und Freunde mich brauchen.“