„Die Mädchen“sind zurück
martin.gasser@kleinezeitung.at
Eigentlich kann man da schwer von einer Rückkehr sprechen, weil gefühlt läuft die Sendung mindestens ein Dreivierteljahr, also fast immer (in echt „nur“vier Monate), aber es ging wieder los: Heidi Klum ist zurück und sucht zum 16. Mal „Germany’s Next Topmodel“:
Die donnerstägige ProSieben-Symphonie aus aufgeregtem Gekreisch, wallendem Haar und vielen, vielen Tränen wird diesmal nicht aus einer Villa in Los Angeles (Klum: „Ell Äjj“) geliefert, coronabedingt bleibt man in Deutschland. Und auch sonst ist alles anders als früher: Vor 15 Jahren bekam die Intelligenzija noch Schaum vor den Mund, und nicht nur Roger Willemsen sel. ritt seine Verbalattacken, um der Sendung geradezu faschistoiden Darwinismus, Entpersönlichung sowie die Einzementierung eines vorvorgestrigen Frauenbildes zur Last zu legen. och 2021 ist alles anders: Jetzt wird gezielt alles das gesucht, was nicht den Normen entspricht. Divers soll es sein, bunt, andersartig, curvy, trans usw. usf. Die Zeiten der Gleichmacherei gehören der Vergangenheit an, 2021 ist es Zeit, überkommene Normen hinter sich zu lassen und neue Role Models zu kreieren. Anders formuliert: Die Erniedrigungsformate im RealityTV laufen nicht mehr so hochtourig, sind nun bunt bemalt und suchen sich ihre Opfer in einem breiteren demografischen Sample. So geht Fortschritt.
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