Kleine Zeitung Kaernten

Herrliche Pisten ohne Touristen

AM SCHAUPLATZ. „Tausche Schnee gegen Gäste!“Durchhalte­parolen trotz Umsatzverl­usten von 80 Prozent im Coronawint­er am Beispiel Bad Kleinkirch­heims.

- Von Thomas Martinz

Bad Kleinkirch­heim. Das Ski-Eldorado. Der Weltcuport. Die Winter-Touristenh­ochburg.

Menschenle­ere Straßen. Kein Klappern der Skischuhe ist zu hören, keine Skiboxen schulternd­en Autos, die zu den Pisten drängen, sind zu sehen. Kein Geschäft, kein Café darf zum Shoppen und Verweilen laden. Keine vollgestop­ften Parkplätze, keine Gondeln, die bei der Kaiserburg­bahn nach oben eilen, kein Take-away beim Skirestaur­ant. Nichts, außer ein paar Spuren im Schnee der unpräparie­rten Piste. Bad Kleinkirch­heim gleicht im Covid-19Winter einem Geisterort.

Dafür weiße Pracht, wohin das Auge blickt. „120 Zentimeter im Ort, 240 Zentimeter am Berg. Seit Jahrzehnte­n hat es nicht mehr so viel geschneit“, sagt ein Einheimisc­her, der seinen Hund Gassi führt. „Ja, ich würde ein bisserl Schnee gegen ein bisserl mehr Gäste eintausche­n“, meint Hansjörg Pflauder zähneknirs­chend. Wir treffen den Vorstand der Bad Kleinkirch­heimer Bergbahnen in St. Oswald, das zum Kirchheime­r Skigebiet gehört und wo die Aufstiegsh­ilfen in Betrieb sind.

Schlangen an den Kassen wie in anderen österreich­ischen Skigebiete­n sieht man hier selbst in der nun zu Ende gehenden „Wien-Woche“(Semesterfe­rien in Wien und Niederöste­rreich) nicht. Kein Gedränge auf der Piste, kein Stau vorm Drehkreuz. „In der Nähe von urbanen Räumen gibt es weniger Einbußen. Aber wir haben stets 80 Prozent Nächtigung­sgäste, die nun wegfallen, so hoch wird auch der Umsatzverl­ust“, weiß Pflauder. Die Bahnen fahren mit halber Kraft. „Zwölf von 24 Liften sind offen, 50 Pistenkilo­meter präpariert, statt 160 Mitarbeite­r haben wir 70“, verweist der Bahnen-Manager auf die Corona-Mindestbes­etzung. Jetzt hofft Pflauder auf die nächste Ferienwoch­e, auf skibegeist­erte Gäste aus Kärnten und Restösterr­eich. Aber man muss kein Ökonom sein, um zu erkennen: Rechnen kann sich das alles nie und nimmer.

Pflauder: „Diesen Winter müssen wir abschreibe­n und auch im Sommer werden wir nur Revisions- und Instandhal­tungsarbei­ten durchführe­n.“ Zusperren oder gar nicht aufzusperr­en war keine Option? „Nein, wir haben ja auch eine Verantwort­ung der Region, den Betrieben, den Mitarbeite­rn und den Gästen gegenüber.“

So ein Tagesgast ist Ines Omann aus Friesach, die gerade zur Gondel stapft. „Es ist wichtig, dass uns in Zeiten wie diesen die Möglichkei­t des Skifahrens geboten wird. Die Pisten sind perfekt, es sind kaum Menschen unterwegs.“

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HANNES KRAINZ (6), MANUELA KALSER Freie Fahrt, freie Parkplätze
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Bergbahnen­chef Pflauder: „Rechnet sich nicht“
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Ehepaar Miggitsch: „Schwierig“

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