Herrliche Pisten ohne Touristen
AM SCHAUPLATZ. „Tausche Schnee gegen Gäste!“Durchhalteparolen trotz Umsatzverlusten von 80 Prozent im Coronawinter am Beispiel Bad Kleinkirchheims.
Bad Kleinkirchheim. Das Ski-Eldorado. Der Weltcuport. Die Winter-Touristenhochburg.
Menschenleere Straßen. Kein Klappern der Skischuhe ist zu hören, keine Skiboxen schulternden Autos, die zu den Pisten drängen, sind zu sehen. Kein Geschäft, kein Café darf zum Shoppen und Verweilen laden. Keine vollgestopften Parkplätze, keine Gondeln, die bei der Kaiserburgbahn nach oben eilen, kein Take-away beim Skirestaurant. Nichts, außer ein paar Spuren im Schnee der unpräparierten Piste. Bad Kleinkirchheim gleicht im Covid-19Winter einem Geisterort.
Dafür weiße Pracht, wohin das Auge blickt. „120 Zentimeter im Ort, 240 Zentimeter am Berg. Seit Jahrzehnten hat es nicht mehr so viel geschneit“, sagt ein Einheimischer, der seinen Hund Gassi führt. „Ja, ich würde ein bisserl Schnee gegen ein bisserl mehr Gäste eintauschen“, meint Hansjörg Pflauder zähneknirschend. Wir treffen den Vorstand der Bad Kleinkirchheimer Bergbahnen in St. Oswald, das zum Kirchheimer Skigebiet gehört und wo die Aufstiegshilfen in Betrieb sind.
Schlangen an den Kassen wie in anderen österreichischen Skigebieten sieht man hier selbst in der nun zu Ende gehenden „Wien-Woche“(Semesterferien in Wien und Niederösterreich) nicht. Kein Gedränge auf der Piste, kein Stau vorm Drehkreuz. „In der Nähe von urbanen Räumen gibt es weniger Einbußen. Aber wir haben stets 80 Prozent Nächtigungsgäste, die nun wegfallen, so hoch wird auch der Umsatzverlust“, weiß Pflauder. Die Bahnen fahren mit halber Kraft. „Zwölf von 24 Liften sind offen, 50 Pistenkilometer präpariert, statt 160 Mitarbeiter haben wir 70“, verweist der Bahnen-Manager auf die Corona-Mindestbesetzung. Jetzt hofft Pflauder auf die nächste Ferienwoche, auf skibegeisterte Gäste aus Kärnten und Restösterreich. Aber man muss kein Ökonom sein, um zu erkennen: Rechnen kann sich das alles nie und nimmer.
Pflauder: „Diesen Winter müssen wir abschreiben und auch im Sommer werden wir nur Revisions- und Instandhaltungsarbeiten durchführen.“ Zusperren oder gar nicht aufzusperren war keine Option? „Nein, wir haben ja auch eine Verantwortung der Region, den Betrieben, den Mitarbeitern und den Gästen gegenüber.“
So ein Tagesgast ist Ines Omann aus Friesach, die gerade zur Gondel stapft. „Es ist wichtig, dass uns in Zeiten wie diesen die Möglichkeit des Skifahrens geboten wird. Die Pisten sind perfekt, es sind kaum Menschen unterwegs.“